: Tropenwald wartet auf Geldregen
Die Betreiber des Freizeitparks Tropical Islands fordern vom Land Brandenburg weitere 7 Millionen Euro. Ob die nach den hohen Fördersummen in der Vergangenheit bewilligt werden, ist fraglich
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Es gibt Astronauten, die behaupten, sie hätten den Freizeitpark Tropical Islands nahe dem kleinen Städtchen Brand – rund 60 Kilometer südlich von Berlin – vom Space Shuttle aus erkannt. Es gibt andere Stimmen, die sagen, genau dort befinde sich ein schwarzes Loch im märkischen Sand. Gemeint ist damit, dass die 360 Meter lange Superhalle mit künstlichem Regenwald und ebenso künstlichen Badeseen ohne Unterlass öffentliche Gelder verschlingt. Jetzt fordern die Betreiber von Tropical Islands weitere Millionen vom Land Brandenburg für das Projekt. Erst zur Jahreswende 2006/2007 hatte die Bade- und Freizeitanlage eine öffentliche Förderung in Höhe von 17 Millionen Euro erhalten. Und schon davor flossen hohe Summen in die umstrittene Anlage, die einst als Zeppelinwerft für den „Cargolifter“ gebaut wurde – und spektakulär Pleite ging.
Bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) in Potsdam liegt ein neuer Förderantrag des malaysischen Mutterkonzerns Tanjong für den Ausbau der Anlage. 7 Millionen Euro hat die Tropical Islands GmbH darin beantragt. Nach Auskunft von Patrick Kastner, Sprecher von Tropical Islands, wolle man die Mittel für „die Erweiterung oder Errichtung von Betriebsstätten“ nutzen. Genaueres sagte Kastner nicht.
Matthias Haensch, Sprecher bei der ILB, bestätigte gestern, dass der Konzern den Förderantrag auf öffentliche Gelder bei der brandenburgischen Förderanstalt eingereicht habe. „Derzeit ist der Antrag aber noch nicht entscheidungsreif“, die ILB prüfe jetzt die Unterlagen. Eine Entscheidung über die Fördersumme und ihre Höhe im brandenburgischen Parlament könnte es aber noch vor der Sommerpause geben, so Haensch.
Ob der Antrag durchkommt, ist offen. Schließlich war schon die vorherige Förderung im Landesparlament höchst umstritten. Finanzminister Rainer Speer (SPD), damals ein Gegner der Zuwendung, musste sich dem CDU-geführten Wirtschaftsministerium beugen. Das Förderinteresse sei „aus landespolitischen und touristischen Gründen gegeben“, so Ministeriumssprecher Steffen Kammradt damals.
Diesmal werden sowohl in der Brandenburgischen Landesregierung als auch bei der Opposition die Erfolgsaussichten für Tropical Islands gering eingeschätzt. Man gebe dem Folgeantrag „keine Chance“, sagte Ralf Christoffers, wirtschaftpolitische Sprecher der PDS-Fraktion. Wenn überhaupt ein Cent fließe, dann ein Betrag, der weit unter der 7-Millionen-Euro-Forderung liegt, heißt es aus Regierungskreisen: „Es gibt höchstens eine Million.“
Für die Freizeitparkbetreiber und den erneuten Geldsprudel spricht, dass die Tropical Islands GmbH Erfolgszahlen vorweist. Nach ihren Angaben sind „501 feste Arbeitsplätze“ und weitere 100 Stellen geschaffen worden – laut Gesetz müssen es 500 Jobs sein, damit große Investionsfördermittel kassiert werden können. Die 17-Millionen-Euro-Fördersumme von 2006 ist mit einer Bankbürgschaft abgesichert. Zirka eine Million Besucher zieht die Tropenlandschaft jährlich an.
Was die tropischen Bademeister allerdings verschweigen, ist, dass der Betrieb längst hätte kostendeckend arbeiten wollen. Und ursprünglich ist der malaysische Investor sogar unter der Maßgabe angetreten, ohne Fördergelder auszukommen. Weil aber weniger Besucher als kalkuliert eintrudelten und andere Einkünfte, etwa durch Vermarktung, weniger als erwartet ziehen, befindet sich das 70-Millionen-Projekt noch im roten Bereich.
Ab 2008 soll sich das ändern, so die Prognosen des Konzerns. Gehört hat man so etwas in Brandenburg allerdings schon sehr, sehr häufig.