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Archiv-Artikel

„Zweifache Tötung“

In Malis Baumwollhauptstadt Sikasso tagt Afrikas sechster G-8-Gegengipfel. Hauptthema: Krise der Bauern

Knackige Slogans sind nicht die Spezialität des sogenannten Volksgipfels, der in der Kleinstadt Sikasso in Mali als Gegenpol zum G-8-Gipfel stattfindet. „Wir lehnen eine Welt ab, auf der die Bauern nicht von den Früchten ihrer Arbeit leben können“ steht auf einem Transparent vor dem Sportstadion, in dem der Gipfel stattfindet, auf einem anderen: „Ja zu einer gerechteren Ressourcenverteilung.“

Organisiert von der malischen Aktivistin Aminata Touré, Präsidentin der Afrikanischen Koalition Schulden und Entwicklung, soll der „Gipfel der Völker“ die Stimmen der Marginalisierten sammeln.

In Mali gibt es seit 2002 jedes Jahr einen G-8-Gegengipfel. Der diesjährige Austragungsort Sikasso ist das Zentrum von Malis Baumwollindustrie, die unter den Exportsubventionen der EU und der USA leidet. Die Baumwollbauern können mit der hoch subventionierten Billigkonkurrenz nicht mithalten, immer mehr suchen ihr Heil nun in den neuen Goldminen der Region oder der Ausreise nach Europa.

Die Themen des Gipfels lauten: Auslandsschulden, Freihandelsabkommen, Privatisierungen, genetisch veränderte Lebensmittel, Verschuldung der Bauern, einheimische Nahrungsmittelproduktion, Zugang zu Wasser, Landkonflikte und die Millenniums-Entwicklungsziele.

Viele Bauern, die sich unter die rund 1.000 Aktivisten aus mehreren westafrikanischen Ländern mischen, beklagen laut Medienberichten auch, dass die einheimische Bevölkerung keine einheimischen Produkte konsumiert, sondern fremde Importe bevorzugt. Mangos aus Mali, Speiseöl aus Mali, sogar eine eigene Version von Viagra aus Mali werden auf Ständen angeboten.

„Unsere Bauern werden zweifach getötet“, sagt Gipfelsprecher Nouhou Keita. „Unsere Produkte kommen nicht auf den internationalen Markt, und dazu kommen die subventionierten Importe zu uns.“

Der Gipfel dient auch der internen Mobilisierung. Seit dem Weltsozialforum in Nairobi im Januar – dem ersten in Afrika, wenn man vom Teil-WSF in Mali 2006 absieht – konstituieren sich in immer mehr afrikanischen Ländern Initiativen, die nationale Sozialforen planen oder bereits abgehalten haben.

Enden soll der Gipfel morgen mit Erklärungen zu vielen der Themen, die auch die G 8 in Heiligendamm bewegen. Nur eben aus einer anderen Perspektive.

DOMINIC JOHNSON

www.forumdespeuples.org