… EHRHART KÖRTING?: Die Abstinenz preisen
Nach dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und Renate Künast predigt nun auch der Innensenator Abstinenz. Ehrhart Körting forderte am Freitag in der Bild ein Alkoholverbot in U-Bahnhöfen, Bussen und Bahnen. Alkoholkonsum in den Öffentlichen führe zu Schlägereien und zur Verwahrlosung des öffentlichen Raums. Körting will mit der BVG über eine Änderung des Hausrechts sprechen. Er meint es offenbar ernst.
Seit Jahren ist im Berliner Nahverkehr die Bierflasche ein verbreitetes Accessoire. Besonders am Wochenende fährt man nicht ohne – man würde sich sonst inmitten von Gewohnheitstrinkern und Partytouristen als Spaßbremse outen. Schaumwein und Alkopops trinken nur Brandenburger und Mädels, Schwangere und Alkoholhasser fahren lieber Fahrrad, bevor sie ihr Wasser auspacken müssen. Sich über das öffentliche Saufen zu erregen, galt bis dato als spießig. Schließlich ist die Hauptstadt legendär für ihr Laisser-faire, und wer sich daran stört, gehört in die Provinz. So der traditionelle Konsens. Doch der Wind hat sich gedreht, wie die jüngsten Forderungen nach einem Alkoholverbot im öffentlichen Raum zeigen. Nur woher kommt der neue Saubertrend?
Es mehren sich die Anzeichen, dass nach Jahrzehnten des Exzesses sogar die Szene das Saufen satt hat. Im taz-Interview offenbarte Ben de Biel, Chef des Clubs Maria am Ostbahnhof, seine Abneigung gegen junge Leute, die auf der Straße trinken. „Peinlich“ sei das, befand der Ex-Punk. Gut möglich also, dass er den Trend gesetzt hat: Wenn nicht einmal mehr die Gastronomen das Trinken verteidigen, sind die Tage der Bierflasche gezählt. API
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen