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Archiv-Artikel

Salamitaktik ist auch keine Lösung

PRINZ Die Bundestrainerin heizt die Debatte über die enttäuschende Rekordnationalspielerin an

Es gab einiges, worüber sich Silvia Neid nach dem Spiel gegen Nigeria hätte aufregen können. Sie blieb jedoch ihrem betont sachlichen und nüchternen Stil treu. Nur als dann zum zweiten Mal der Name Prinz fiel, reagierte die Bundestrainerin äußerst verärgert: „Wir reden dauernd über Prinz. Andere wie da Mbabi, Garefrekes oder Popp hatten heute auch nicht ihren besten Tag. Wir sollten Birgit Prinz mal in Ruhe lassen.“

Das Motto von Neid scheint aber vielmehr zu lauten: Prinz immer mehr ausruhen zu lassen. Gegen Kanada nahm sie die indisponierte Rekordnationalspielerin bereits elf Minuten nach der Pause vom Platz. In ihrer Heimatstadt Frankfurt wurde Prinz zwar mit einem warmen Applaus empfangen, doch beflügeln konnte sie das nicht. Es gelang ihr so gut wie nichts, weshalb sie dieses Mal gar schon sieben Minuten nach dem Seitenwechsel das Feld räumen musste. Wütend zog sie von dannen. Wem ihre Unzufriedenheit galt, war Auslegungssache. Diese immer kürzer werdenden Einsätze in der zweiten Halbzeit werden die Diskussionen um Prinz gewiss nicht beruhigen. Das sollte auch Silvia Neid wissen.

Innerhalb des Teams hatte es Donnerstagabend zweifellos keine großen Leistungsunterschiede gegeben. Da kann man Neid nur zustimmen. Miserabel waren eigentlich alle. Celia Okoyino da Mbabi nahm Neid allerdings erst kurz vor Ende aus der Partie und Kerstin Garefrekes spielte gar durch. Neid selbst scheint keinen Plan zu haben, was sie mit der formlosen Prinz machen soll. Die derzeitige Salamitaktik, die Einsatzzeiten der Offensivspielerin Stück für Stück zu beschneiden, ist keine Dauerlösung. Angesichts der schlechten Vorstellung gegen Nigeria läge es nahe, im nächsten Spiel um den Gruppensieg gegen Frankreich mit einer neuen Startformation einen Impuls zu setzen. Doch Neid wollte nicht sagen, ob Prinz für dieses Spiel aufgestellt ist. Vielleicht sitzt sie das Problem weiter aus. Zumindest eine Halbzeit lang. JOHANNES KOPP