hamburg heute
: Politisches Theater in neuer Form

Ein internationales Theaterfestival auf Kampnagel sucht nach dem dritten Weg des Tito

Der Ost-West-Logik des Kalten Krieges verweigerte er die Gefolgschaft: Josip Broz, genannt Tito, entwickelte während seiner knapp 30-jährigen Amtszeit als jugoslawischer Staatspräsident einen dritten Weg für den Balkan. So brach der Sozialist mit Stalin und widersetzte sich gleichzeitig dem Kapitalismus.

Außenpolitisch initiierte Tito die Bewegung der blockfreien Staaten, innenpolitisch schuf er nach dem Prinzip divide et impera einen föderativen Sozialismus im vereinten Jugoslawien. Nachdem er 1980 starb, zerfiel sein Konstrukt im Krieg.

Das Theaterprojekt „Tito – Der dritte Weg“ auf Kampnagel beschäftigt sich in fünf Bühnenstücken und einem Rahmenprogramm mit dem Leben und Wirken des Diktators. Es geht um die Aufarbeitung des jüngsten Traumas in der europäischen Geschichte, die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten gesellschaftlicher Alternativen, mit Utopien und Ideologien. Ein „Reigen über Sehnsucht, Glamour und Verdammnis“ ist angekündigt – beteiligt sind insgesamt rund 100 internationale Künstler und Experten.

Heute beginnt das Begleitprogramm mit einer „kritischen Retrospektive“. Es diskutieren Politologen, Theater- und Filmemacher sowie Publizisten Titos dritten Weg. Danach spielt die russische Theatergruppe Akhe „Der Katalog des Helden“. MJK

bis zum 16. 6.; weitere Informationen unter www.kampnagel.de