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Archiv-Artikel

Berlin sucht den Superslogan

Der Senat will eine weltweite Werbekampagne für die Hauptstadt starten. Sie soll die verarmte Metropole in glamourösem Licht erstrahlen lassen. Doch das Wichtigste fehlt noch: ein knackiger Slogan. Die taz-LeserInnen helfen gern – und machen schon mal ein paar treffsichere Vorschläge

von ULRICH SCHULTE

Danke, liebe LeserInnen, danke! Wir sind überwältigt. Seit Tagen hat unser Redaktionsassistent keine ruhige Minute mehr. „Da, da, noch einer!“, ruft er immer wieder und liest laut einen neuen, tollen Werbeslogan für Berlin vor. Die taz-Redaktion wird derzeit überrollt von E-Mails. Es sind Vorschläge für Sprüche, mit denen man die Stärken unserer Stadt weltweit präsentieren könnte. Schließlich sucht der Senat zusammen mit der Marketinggesellschaft Berlin Partner nach dem Superslogan – und will ihn bis zum Herbst gefunden haben.

Auch wenn wir also ein bisschen früh dran sind: Das spontane Bürgerengagement mochten wir Ihnen nicht länger vorenthalten. Hier sind sie also: Slogans so scharf, dass man statt der Lektüre auch seine Zunge in Tabasco-Sauce baden könnte. Sprüche, so knackig wie vierfach geröstetes Knäckebrot. An ihnen wird der Senat nicht vorbeikönnen. Schließlich hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das Ziel kristallglasklar benannt: „Wir wollen das Gefühl, dass Berlin eine wunderbare Stadt ist, stärken.“ Es geht um Touch, um Feeling, um Identity!

Der Zeitplan der Landesregierung ist gnadenlos: Noch vor der Sommerpause des Parlaments wird ein BerlinBoard berufen. Die Runde aus Wowereit, Senatoren und anderen „herausragenden Persönlichkeiten“ wird das Wesen Berlins aus dem wabernden Zeitgeist herausmeißeln. „Wir suchen den Markenkern“, sagt Berlin Partner-Sprecher Christoph Lang. „Die Dynamik der Stadt sucht ihresgleichen. Im englischsprachigen Raum ist oft von der City of Change die Rede, wenn es um Berlin geht.“

Leider ist der Arbeitstitel des Senats, na ja, sagen wir mal suboptimal: „Berlin – Stadt des Wandels“. Hallo?! Da schlafen einem ja die Füße ein. Klingt wie frisch aus dem Koalitionsausschuss, nach Kompromiss, nach lauwarmem Filterkaffee. Ganz klar: Einer muss den Senat retten – vor seinem Bürokratensprech. Allein, damit sich der Regierende in seiner großen Berlin-Rede, die für Herbst angesetzt ist, nicht blamiert. Und spätestens Anfang kommenden Jahres soll es ja richtig losgehen, eine weltweite Kampagne, mit Plakaten, Fernseh-Spots und allem Schnickschnack.

Natürlich liefern unsere LeserInnen keine Idee umsonst. Wenn Senat und die zuständige Werbeagentur sich für einen der taz-Slogans entscheiden – woran niemand ernsthaft zweifelt –, werden Gebühren fällig. „Das sind keine exorbitanten Summen, aber man würde sich einigen“, sagt Lang. Na bitte: Selten konnten BürgerInnen von einer Senatsidee, die sie schließlich bezahlen, so direkt profitieren.

Ihr Slogan für Berlin? berlin@taz.de