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Archiv-Artikel

Gartenreich sucht reichen Gärtner

WELTERBE Der Glienicker Park verwildert, Gebäude sind marode. Erhaltung würde 14 Millionen Euro kosten

Fliegt der Schlosspark Glienicke von der Welterbeliste? Die Gefahr, dass auf der nächsten Kommissionssitzung der Unesco 2015 in Bonn diese Frage relevant werden könnte, besteht. Denn weite Teile der denkmalgeschützten Parkanlage aus dem frühen 19. Jahrhundert sowie zwei klassizistische Gebäude auf dem Gelände sollen sich „in einem bejammernswerten Zustand befinden“, wie auf der Sitzung des Kulturausschusses des Abgeordnetenhauses am Montag bekannt wurde.

Obwohl bereits 2005 ein Erhaltungskonzept für den 80 Hektar großen Park zwischen Wannsee und Glienicker Brücke angemahnt wurde und der zuständige Bezirk Steglitz-Zehlendorf ab 2012 einen regelmäßigen „runden Tisch“ mit dem Land Berlin, der Stiftung Schlösser und Gärten sowie der Denkmalbehörde zu dem Thema veranstaltet, befinde sich die Anlage „in einer kritischen Situation“, sagte Dagmar Tille, Leiterin der Oberen Denkmalbehörde Berlins.

Gebäude und eine Brücke seien marode, die historischen Grünflächen und Sichtachsen zum Teil ungepflegt und verwildert. Es sei dringend nötig, dass der Senat mit zusätzlichen Mitteln aushelfe, die Gartenanlage zu sanieren.

Über 14 Millionen Euro, so die Schätzung, würde die Sanierung und Rekonstruktion des Glienicker Parks kosten. Knapp zwei Millionen Euro jährlich hat derzeit der Bezirk zur Verfügung, um die laufenden Kosten zu decken oder Reparaturen, wie die Sanierung der Wege, zu bezahlen. Nach Ansicht der Steglitzer Umweltstadträtin müsse grundsätzlich geklärt werden, ob der Bezirk allein für das Welterbe verantwortlich sein könne. Christa Markl-Vieto (Grüne): „Wir sind nicht genügend dafür ausgestattet.“ Die Stiftung Schlösser und Gärten wäre bereit, den Park vom Bezirk zu übernehmen, sagte gestern Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung. Voraussetzung: Die Gelder des Bezirks fließen komplett in die Stiftung.

Klaus Wowereit, Regierender Kultursenator, sprach sich dafür aus, dass beim Schlosspark Glienicke „die Zuständigkeiten geprüft werden müssen“. Berlin müsse zukünftig Verantwortung übernehmen. Er forderte die beteiligten Akteure auf, einen genauen Investitionsplan zu erstellen. ROLF LAUTENSCHLÄGER