WARUM EINE BRITIN NACH DEM DEUTSCHEN ONE-NIGHT-STAND HEIMWEH BEKOMMT – UND WAS DAS MIT TEEBEUTELN ZU TUN HAT : Voll unhygienisch
JACINTA NANDI
Ich habe einen One-Night-Stand mit ’nem Deutschen gehabt!“, erzählt meine schottische Freundin Kelly.
Kelly wohnt seit drei Jahren in Berlin-Neukölln, und in dieser Zeit hat sie viele One-Night-Stands oder One-Night-Stand-ähnliche Situationen erlebt, jedoch bis jetzt nie mit einem deutschen Staatsbürger. Engländer, ja, Schotten, na klar, Iren, ein paar, Israelis, ja einen, Spanier, eine Menge. Oh ja, und einmal hat sie aus Versehen einem türkischen Spätkaufverkäufer einen geblasen, um dann eine Woche später herauszufinden, dass sie seinen Kindern Frühenglischunterricht in der Kita gibt. „Literally every expat’s worst nightmare!“, sagte sie damals. „Ja“, sagte ich. „Kel, wenn man mit normalen Menschen schläft, ne, mit normalen Leuten, also Taxifahrern oder oder Anwälten und so, also mit Nicht-Hipstern, na, dann soll man eigentlich vorher immer kontrollieren, wo ihre Kids zur Schule gehen, um so ’ne peinliche Situation zu vermeiden.“ „Guter Plan!“, sagte Kelly. „Vielleicht solltest du mal ein Fick-Etikette-Buch schreiben?“ „Das habe ich mir auch schon überlegt“, sagte ich ihr.
Und jetzt, nach drei Jahren Berlin-Aufenthalt, ist es so weit gekommen: ihr erster Deutscher.
„War der Sex gut?“, frage ich. „Ich finde die nicht so schlecht im Bett, die Deutschen. Sie machen das ganz ordentlich, oder? Sehr präzis machen sie das.“
„Der Sex war super!“, sagt sie. „Oder ganz okay zumindest. So genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ich war ziemlich besoffen. Aber Jacinta! Er hat so was Komisches am Morgen danach gemacht! Sehr strange.“
„Was hat er gemacht?“
„Frühstück!“
„Oh ja“, sage ich. „Das machen sie manchmal. Ist nett gemeint.“
„Aber hör mal, Jacinta. Er wollte mir keinen Teller geben! Er wollte, dass ich das Frühstück von einem Schneidebrett aufesse! Hast du je so was gehört?“
„Ja, das machen sie immer. Sie essen ihr Frühstück von einem Holzbrett, nicht vom Teller. Sie benutzen immer erst Teller beim Mittag- oder Abendessen.“ „Voll unhygienisch!“, sagt Kelly.
„Sie schneiden ihr Gemüse nicht auf diesen Holzbrettern“, erkläre ich. „Sie haben spezifische Holzbretter, die sie fürs Frühstück benutzen.“
Kelly hört aber nicht zu: „Und dann wollte er mir eine Tasse Tee machen und er wollte zuerst das kochende Wasser in die Tasse tun und dann hinterher den Teebeutel!“ Kellys Gesicht sieht total empört aus.
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„Ja, ich weiß“, sage ich traurig, mitleidsvoll, total solidarisch mit ihrem Leid. „Das machen sie auch immer. Ich weiß nicht, warum.“
„Frühstück vom Schneidebrett! Teebeutel nach dem Wasser in die Tasse reinschmeißen! Manchmal kriege ich so ein schlimmes Heimweh, dass ich nur heulen will!“
„Kannst du dich an den Exfreund von Tina erinnern? Der aus Nordirland? Er hat ein illegales Café aufgemacht. In der Nähe der Boddinstraße. Man kann englisches, schottisches oder irisches Frühstück bekommen. Wollen wir dort frühstücken? Danach hast du kein Heimweh mehr.“
„Oh, ja,“, sagt Kelly. „Das wird mir guttun.“