Neues Fanggut für Fischer in der Dominikanischen Republik
: Alteisen aus dem Meer

ULI DILLMANN

NEBENSACHEN AUS SANTO DOMINGO

Ein dicker Fisch ist es nicht, den Domingo Herrera am Haken hat. Dafür ist der Brocken schwer. Geschätzte acht Kilo wiegt das alte Auspuffrohr, das „Mingo“ vom Meeresgrund aufgelesen hat. Der etwa 35-Jährige ist kein gewöhnlicher Fischer. Mingo fischt Alteisen aus dem Küstengewässer vor der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo.

Letztendlich wird der Auspuff nicht seine 16 Pfund Gewicht auf die Waage bringen, denn Muscheln haben sich schon längst an dem langen Rohr angesetzt, verbacken mit anderen Stoffen. Die müssen Mingo und sein Fischerkumpel Joan erst mal abklopfen, bevor sie ihre Ausbeute aus dem Meer zur Altmetallverwertung bringen können.

Jahrelang haben die beiden Fischer mit einem Fangnetz und mit Haken den Fischen in den Klippen vor der Uferpromenade nachgesetzt. „Es gibt immer weniger Fische, der ganze Müll wird aus dem Ozama-Fluss hier an den Malecón geschwemmt, da will doch keiner mehr Fisch kaufen“, erzählt Mingo. Aber der Vater von vier Kindern und sein Fischerkollege Joan haben zu Hause hungrige Münder zu stopfen. „Da haben wir uns auf Metall konzentriert.“

Ein selbstgebauter mobiler Kran mit drei Seitenstützen, eine Winde mit einer fast 200 Meter langen Stahltrosse und einem Fischernetz tun dabei gute Dienste. Joan ist der bessere Taucher: Ohne künstliche Luft sinkt er auf der Suche nach Metallischem bis auf eine Tiefe von zehn Metern hinab. Immer wieder verschwindet Joan mit Flossen und Taucherbrille in einem Kloakenwasser, in dem alte Plastikflaschen und Styroporbecher und -teller herumtänzeln. Angst, sich die Krätze zu holen, hat der schweigsame Joan nicht. „Das macht mir nichts“, sagt er kurz und knapp.

Schwere Gegenstände markiert er wie früher die Fisch- und Langustenreusen mit leeren Plastikflaschen an der Wasseroberfläche, damit sie später mit dem Kran gehoben werden, kleinere bringt er direkt an die Oberfläche. „Wir befreien das Meer vom Abfall“, sagt Mingo. „Eigentlich müssten die Behörden uns dankbar sein“, betont er, „uns dafür bezahlen.“

Aber eigentlich ist ihnen die Aufmerksamkeit unangenehm, denn es könnte andere Fischer auf ihr bis jetzt lukrativeres exklusives Geschäft aufmerksam werden und auch auf die Idee bringen, anstatt auf kleine Fische auf Metallrohre oder über die Klippen entsorgte Autowracks Jagd zu machen.