Hochglanz trifft Widerstand

KONTRASTE In der Reihe „Braunschweiger Heimspiel“ laufen auf dem Filmfest Braunschweig höchst gegensätzliche Dokumentarfilme

Dies ist das erste Jahr des Internationalen Filmfests in Braunschweig nach dem Weggang des langjährigen Festivaldirektors Volker Kufahl, und der neue Leiter Michael P. Aust war so klug, nur wenig an dessen erfolgreichem Konzept zu ändern. Der Schwerpunkt des Festivals liegt immer noch bei der Verbindung von Musik und Film, es gibt wieder den Publikumswettbewerb „Der Heinrich“ und es wird der europäische Schauspielpreis verliehen, diesmal an den Dänen Mads Mikkelsen.

Veränderungen gibt es eher an den Rändern. So gibt es die neue Programmreihe „Braunschweiger Heimspiel“ mit Filmen von örtlichen Filmemachern. Gezeigt werden in der Reihe unter anderem zwei Dokumentarfilme, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Für „Away – Race Across America 2013“ haben die beiden aus Braunschweig stammenden Werbefilmer Frank Hermes und Sebastian Schollmeyer sich mit dem Fotografen Eberhard Hoch zusammengetan, um das deutsche Team „4 Athletes“ bei dem längsten Radrennen der Welt zu begleiten: 5.000 Kilometer in etwas weniger als sechs Tagen, und das als Staffelrennen, mit jeweils einem Fahrer auf der Strecke.

Leider wirkt der Film wie ein über eine Stunde langer Werbeclip, bei dem immer die brillanteste Einstellung, der aufregendste Moment und der coolste Spruch gesucht und präsentiert wird. Das wirkt schnell ermüdend und da die Filmemacher sich nicht die Mühe machen, die vier Sportler näher vorzustellen, hat man auch am Schluss noch Mühe, sie zu unterschieden. Deshalb funktioniert die Dramaturgie des „Werden sie gewinnen?“ nur sehr begrenzt. Stattdessen hofft man eher mit dem britischen Konkurrenzteam, das nur in wenigen Momenten zu sehen ist und dennoch mit mehr Charakter und Humor den eigentlichen Helden die Show stiehlt.

Ganz auf die Persönlichkeiten ihrer Protagonisten konzentrieren sich dagegen Sabina Kaluza und Christine Jezior in „Der erste Tag“. In dem Film schildern Polen, die nach Norddeutschland ausgewandert sind, wie es ihnen ergangen ist. Unter ihnen sind viele politische Dissidenten, die in den 1980er-Jahren nach Deutschland flüchteten oder vertrieben wurden. Ein Olympiasieger fiel bei den Politikern in Ungnade und wurde, nachdem er eigenmächtig bei einem Wettbewerb in Deutschland angetreten war, nicht mehr zurück in sein Heimatland gelassen. Später bot man ihm den Posten des Sportministers an, doch er blieb lieber in seinem Eigenheim bei Hannover. Die Filmemacherinnen haben ein Gespür für solche guten Geschichten.  HIP

Filmfest Braunschweig: 11. bis 16. November