: Begegnung mit Begegnungen
MUSIK-FESTIVAL Bis Ende August bietet das 26. Schleswig-Holstein Musik Festival mit seinem Länderschwerpunkt einen breiten Einblick in die vielfältige musikalische Landschaft der Türkei
Zum 26. Mal bringt das Schleswig-Holstein Musik Festival bis Ende August zwischen Altenhof und Wyk auf Föhr klassische Musik in Scheunen, Schlossparks, Kirchen und Werftgebäude.
■ Insgesamt 131 Konzerte, fünf „Musikfeste auf dem Lande“ und zwei Kindermusikfeste sind an 73 Spielstätten in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und im südlichen Dänemark zu hören.
■ Der Länderschwerpunkt Türkei präsentiert das Land auf zwei Kontinenten nicht nur musikalisch: mit Märchen, tanzenden Derwischen oder Sprachkursen.
■ Internationale Stars, unter anderem Anne-Sophie Mutter, die King’s Singers oder Sol Gabetta, sind auch wieder zahlreich vertreten. MATT
VON ROBERT MATTHIES
Es ist eine musikalische Begegnung mit einem Land, dessen facettenreiche musikalische Landschaft selbst bereits Ausdruck zahlloser Begegnungen ist: Unter dem Motto „Merhaba Türkiye“ rückt das 26. Schleswig-Holstein Musik Festival (SHFM) bis Ende August das Land auf zwei Kontinenten in den Mittelpunkt. Ein kultureller Austausch, der nicht nur mit namhaften Solisten, Orchestern, Dirigenten und Komponisten die beeindruckende Vielfalt der zeitgenössischen türkischen Musik präsentieren will, sondern immer auf gegenseitige kulturelle Ansteckung zielt.
Deutlich wird das auch beim Star des diesjährigen Länderschwerpunktes: der 41-jährige Pianist, Dirigent und Komponist Fazıl Say hat sich immer schon zwischen den Welten bewegt, wuchs mit europäischer Musik auf, studierte erst in Ankara, später in Düsseldorf bei David Levine und baut seit drei Jahren auch offiziell als EU-Kultur-Botschafter Brücken zwischen Okzident und Orient. Beim SHMF ist Say gleich dreimal zu erleben: Gemeinsam mit dem Borusan Quartet interpretiert er Mozarts Sonate A-Dur KV 331 und ein Klavierquintett Cemal Erkins, in zwei Konzerten mit dem britischen Kammerorchester Academy of St Martin in the Fields präsentiert er neben Werken von Mozart, Bartók und dem türkischen Komponisten Nevit Kodallı auch seine eigene Komposition „Silk Road“.
Auf den kulturellen Austausch mit der Türkei beschränkt ist das Programm des SHMF aber auch in diesem Jahr nicht. Zu hören sind etwa wieder eine ganze Reihe internationaler Klassik-Stars. Geigerin Anne-Sophie Mutter spielt gemeinsam mit dem Pittburgh Symphony Orchestra und dem Dirigenten Manfred Honeck ein Violinkonzert Mendelssohns, eine Sinfonie Mahlers und ein „Sommerstück“ des zeitgenössischen Komponisten Wolfgang Rihm, gleich fünf Konzerte und einen Meisterkurs gibt das britische A-Capella-Ensemble King’s Singers, die argentinische Cellistin Sol Gabetta ist mit einem Cellokonzert Schumanns zu Gast.
Insgesamt präsentiert das Festival trotz gesunkenen Landeszuschusses auch in diesem Jahr über 130 Konzerte, fünf der beliebten „Musikfeste auf dem Lande“ und zwei Kindermusikfeste. Treu geblieben ist es dabei auch seinem Anspruch, klassische Musik an ungewöhnliche Orte zu bringen: Neue Spielstätten sind etwa der Lübecker Club „Parkhaus“ und eine neue Halle für die Proben und Konzerte der 120-köpfigen internationalen Orchesterakademie, die dieses Jahr ihr Quartier erstmals in das Rendsburger Nordkolleg verlegt: zu hören sind die NachwuchsmusikerInnen in der Thormannhalle der zum „Kunstwerk“ umgewandelten ehemaligen Eisengießerei Carlshütte. Und damit am Ort einer weiteren neuen Begegnung: inmitten der Skulpturen der gigantischen Kunst-Ausstellung NordArt.
■ Sa, 9. 7. bis So, 28. 8., Infos und Programm: www.shmf.de