: Kampf gegen Aids und Hunger
betr.: „Dünn: die Afrika-Zusagen“, taz vom 9. 6. 07
Die finanzielle Hilfe für die Aids-Bekämpfung in Entwicklungsländern soll ausgeweitet und die Versorgung mit Medikamenten verbessert werden. Bereits in den letzten Jahren wurden hier glücklicherweise Fortschritte erzielt. Die jüngsten Erfahrungen zeigen aber auch: Arzneien allein können den Betroffenen häufig nicht helfen. Insbesondere in Afrika sind die am stärksten von HIV/Aids betroffenen Staaten auch vielfach die Länder, deren Bevölkerungen am stärksten unter Hunger und Unterernährung leiden. Dies hat dramatische Folgen: Unterernährte Patienten vertragen zumeist nicht die starken Nebenwirkungen der Medikamente. Sie müssen die antiretrovirale Therapie oft abbrechen oder können sie gar nicht beginnen. Die Auswirkungen sind verheerend: Während normal genährte Patienten häufig dank der Therapie noch viele Jahre ihr Leben genießen und ihre Familien versorgen können, kommen unterernährte Patienten während der Therapie sechsmal so häufig zu Tode.
Kein Doktor in den Industriestaaten würde einem Patienten eine Aids-Therapie verschreiben, ohne sicherzustellen, dass er genährt genug ist, sie zu vertragen. Das UN World Food Programme (WFP) hält es daher für entscheidend, diese HIV-/Aids-Patienten mit Nahrungsmittelhilfe zu unterstützen einschließlich vieler ihrer Familien, die sie während der Therapie nicht versorgen können. Stattdessen war WFP mangels Zuwendungen zuletzt gezwungen, seine Hilfe für HIV-/Aids-Patienten in vielen Ländern zu kürzen. Der Kampf gegen Aids und der Kampf gegen Hunger sind heute untrennbar miteinander verbunden. Und es kostet nur 49 Cent pro Tag, einen HIV-/Aids-Patienten und seine Familie während der Therapie zu ernähren. Wir sollten ihnen diese grundlegende Hilfe nicht verweigern.
MONIKA MIDEL, Direktorin des UN World Food Programm (WFP) Berlin