: Ein Berliner Ding
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
5 Jahre nach ihrer schlampigen Sanierung befindet sich die East Side Gallery heute in der gleichen Lage wie 2009: Das Mauerstück ist marode, versifft, man hat höchstens noch eine Ahnung von dem Denkmal und seiner Bedeutung als Open-Air-Galerie. Dass davor Touristen noch Selfies von sich schießen, kommt einem Wunder gleich, so abgefuckt präsentiert sich der Mauermagnet. Oder ist es gerade der ruinöse Charme, der Besucher vom Hochglanz-Berlin dorthin abzieht?
Egal. Aus Sicht der Stiftung Berliner Mauer ist es richtig, für die East Side Gallery endlich ein Instandhaltungskonzept unter ihrer Aufsicht zu fordern, das dauerhaft beziehungsweise inhaltlich begründet ist. Der East Side Gallery täte es gut, außer dem Honi-küsst-Leonid-Spektakel und einer fragwürdigen Mauerrezeption dort, zu einem richtigen Baustein im Berliner Gedenkstättenprogramm zu werden. Nur: Warum soll auch der Bund dafür zahlen?
Die Mauer als Fake
Die East Side Gallery ist ein reines Berliner Ding aus den Zeiten des Umbruchs 1990. Weder fand hier Weltpolitik statt, noch wurde die Mauer bemalt – sondern ein Stück Hinterlandmauer. Die Bilder reflektieren statisch die für Westberlin typischen Mauergraffiti, der Ort ist Fake und ein überwiegend kommerzieller dazu. Das haben sich die politisch Verantwortlichen dort gewünscht – und erhalten.
Nur wie der Schutz, die Pflege, das Konzept für das Denkmal aussehen sollen, hat man in Berlin vergessen oder verdrängt. Dass es jetzt bröckelt, so ein Pech aber auch! Zu allem Überfluss hat man den Krach der einstürzenden Mauerbilder bis ins Kanzleramt gehört – und mauert jetzt beim Geld und hat sogar noch die Argumente auf seiner Seite.