: 7 Angeklagte, 5.000 Richter
KOLUMBIEN Wegen der Tötung von Dorfbewohnern verurteilt ein indigenes Tribunal fünf Farc-Guerilleros zu Haftstrafen, zwei zu Peitschenhieben
BUENOS AIRES taz | Am Sonntag sind in Kolumbien sieben Mitglieder der Farc-Guerilla wegen der Ermordung von zwei Wächtern der indigenen Gemeinschaft der Nasa verurteilt worden. Ein indigenes Tribunal verurteilte den Anstifter und Farc-Kommandanten Carlos Iván Silva Yatacué zu 60 Jahren Gefängnis. Vier Mittäter müssen für 40 Jahre hinter Gitter. Die fünf müssen ihre Strafen in der Haftanstalt San Isidro von Popayán absitzen.
Zwei minderjährige Mittäter wurden zu 20 Peitschenhieben verurteilt und in ein Jugendheim eingewiesen. Sobald sie volljährig sind, soll erneut über sie befunden werden. Die Gemeinschaft der Nasa selbst hatte die sieben angeklagt und ihnen den Prozess gemacht. Nach den kolumbianischen Autonomiegesetzen ist das möglich. Rund 5.000 Menschen waren am Sonntag, dem letzten Verhandlungstag, anwesend. Die sieben Angeklagten sind selbst Angehörige der Nasa.
Dabei wurde ein Vorfall verhandelt, der sich vergangenen Mittwoch in der Provinz Cauca ereignete. Die unbewaffneten Indígena einer Wachmanngruppe der Gemeinde Toribío entfernten in der Nähe des Dorfes eine Plakattafel der Farc, mit der an einen getöteten Guerillakommandanten erinnert wurde. Auf dem Weg zum Lager der Guerilla, wo sie mit dem Kommandanten sprechen wollten, wurde das Feuer auf sie eröffnet, zwei von ihnen wurden erschossen. Sieben Farc-Mitglieder wurden danach als mutmaßliche Täter festgenommen. Die Farc bestätigte den Vorfall.
„Während sie in Havanna miteinander reden, töten sie hier unsere Anführer“, sagte Gabriel Paví vom der Asociación de Cabildos Indígenas del Norte del Cauca, in der die Nasa-Gemeinschaften im Norden der Provinz zusammengeschlossen sind. Paví kritisierte, dass trotz den seit November 2012 laufenden Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und der Farc die Gewalt in der Provinz nicht nachgelassen habe.
Die Provinz Cauca ist eines der umkämpftesten Kriegsgebiete Kolumbiens. Die indigenen Gemeinschaften haben die Provinz in 20 Schutzzonen eingeteilt, die von unbewaffneten Patrouillen kontrolliert werden. Sie bewahren eine strikte Neutralität und fordern alle bewaffneten Parteien auf, die Region zu verlassen.
In den schwer zugänglichen Bergregionen geht die Armee gegen die Guerilla vor, zudem treiben paramilitärische Gruppen ihr Unwesen.
Das jetzige Urteil ist bereits das zweite, das ein indigenes Tribunal gegen Mitglieder der Farc gefällt hat. 2013 wurden zwei Guerilleros wegen der Ermordung eines Ratsmitglieds zu jeweils 40 Jahren Gefängnis verurteilt und verbüßen ihre Strafen in einem normalen Gefängnis.
JÜRGEN VOGT