: Nix gewonnen für den Klimaschutz
betr.: „Hurra, der Strompreis steigt“, Kommentar von Nick Reimer, taz vom 11. 6. 07
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Stromanbieter mit ihrer Preistreiberei Erfolg haben. Dafür bürgen zwei simple Taktiken, die sie schon jetzt im Einsatz haben. 1. „Gemeinsame Preisrunden“, lange bewährt bei der Mineralölindustrie. Wenn alle Anbieter fast zur gleichen Zeit die Preise anheben, können die Kunden durch einen Wechsel immer nur Pfennigbeträge sparen, die den Aufwand kaum lohnend erscheinen lassen. Dafür braucht es noch nicht einmal Absprachen der Anbieter – wenn einer der Großen anfängt, ist es für alle anderen einfach das Geschickteste, nach kurzer Zeit nachzuziehen. 2. „Tarifdschungel“, bekannt von der Mobilfunkbranche. Selbst kleinere Anbieter (Stadtwerke) haben schon lange mindestens drei Tarifmodelle mit jeweils unterschiedlichen Grundpreisen und kWh-Preisen im Angebot. Aber wie viele Stromanbieter gibt es nach Ihren Angaben in Deutschland? „Etwa 900.“ Wem verginge da nicht die Lust zu ausgiebigen Preisvergleichen.
Einige wenige Privatkunden werden freilich auch in Zukunft zu Ökostromern wechseln, mehr aus Überzeugung als wegen der Preise. Einige mehr werden vielleicht zu anderen konventionellen Anbietern wechseln, wenn diese ab und zu mal eine fette Werbeaktion laufen lassen (dadurch dürften die Großen langfristig auf Kosten der Kleinen wachsen). Die allermeisten Privatkunden werden bei ihrem Stomversorger bleiben und murrend den höheren Preis zahlen.
Die Preiserhöhungen landen also als zusätzliche Einnahmen bei den Stromanbietern. Diesen finanziellen Spielraum werden sie nutzen für Rabattschlachten im Kampf um jene Kunden, die wirklich die Preise genau vergleichen können und für die es auf jeden Bruchteil eines Cents je kWh ankommt: die industriellen Großverbraucher. Aluminiumwerke und Kupferhütten dürfen auf billigeren Strom hoffen, finanziert aus den Taschen der Privathaushalte. Für viele Unternehmen werden intensive Preisverhandlungen mit dem Stromversorger lohnender sein als Investitionen in energiesparende Technologien. Für den Klimaschutz ist damit offensichtlich nichts gewonnen.
Zu allem Überfluss haben Sie in Ihrem Kommentar auch noch einen hässlichen sachlichen Fehler eingebaut. Für eine Lampe, die Strom zu 100 % in Licht umsetzt, wäre Ihnen der Physik-Nobelpreis sicher. In Wirklichkeit haben Energiesparlampen eine Lichtausbeute von etwa 10 %. Glühbirnen kommen auf 1–2 %, Halogenlampen schaffen immerhin bis 3,5 %. DIRK FENSKE, Berlin