: Mit der U1 immer weiter in den Osten
VERKEHR Auf Überlegungen, die auch musicalbesungene U1 über die Warschauer Straße hinaus einen Kilometer bis zum Ostkreuz zu verlängen, reagieren Verkehrspolitiker teils abwartend, teils euphorisch
Sagen mochten sie alle erst mal nichts. „Da müssen Sie den Verkehrssenator fragen“, war von BVG-Sprecherin Petra Reetz zu hören. Doch auch dessen Pressestelle ließ sich erst kaum ein Wort abringen. Gegenstand der Geheimnistuerei: Überlegungen, die U-Bahn-Linie 1 über die Warschauer Straße hinaus bis zum Ostkreuz zu verlängern, und die offenbar nicht nur reine Gedankenspielereien sind.
„Ja, solche Ideen sind bekannt“, räumte Daniela Augenstein schließlich ein, die Sprecherin von Verkehrssenator Michael Müller (SPD), dem designierten künftigen Regierungschef. Der habe eine solche Verlängerung auch bei einem der SPD-Foren zur Nachfolgersuche für den scheidenden Regierenden erwähnt. Ob es in der Senatsverwaltung bereits konkrete Pläne gibt, ließ sie offen.
Die Weiterführung der U1, die im Musical „Linie 1“ verewigt ist und früher am Schlesischen Tor endete, soll das Umsteigen zwischen U- und S-Bahn wesentlich erleichtern. Denn die Haltepunkte beider Verkehrsmittel haben zwar am jetzigen Umsteigeort mit „Warschauer Straße“ denselben Namen. Doch wer dort von einem zum anderen möchte, muss erst über die zugige Warschauer Brücke. Am Ostkreuz, das die Deutsche Bahn bis 2018 ausbaut, wäre die Verbindung direkter. Zudem wäre dort auch ein Wechseln aus und zu den künftig dort haltenden Regionalzügen möglich. Auch die Bahn soll deshalb Interesse haben, ihren Knotenpunkt mit einem U-Bahn-Anschluss noch attraktiver zu machen.
Eine attraktive Strecke
„Das ist letztlich eine geniale Idee“, redete sich die BVG-Sprecherin dann doch warm. „Das wäre mit Sicherheit eine attraktive Strecke, die neue Fahrgäste anziehen würde.“ Trotz der Bezeichnung U-Bahn würde die Linie wie auf einem Großteil der U1 überirdisch auf Stelzen weitergebaut werden, anders als beim aufwendigen Tunnelbau der U5 längs Unter den Linden. Reetz hält es auch für denkbar, auf den knapp tausend Metern zum Ostkreuz einen weiteren Halt einzurichten.
Die führenden Verkehrspolitiker beider Regierungsfraktionen reagierten teils euphorisch, teils abwartend auf die Idee einer Verlängerung. „Eine sehr gute Idee“, sagte Oliver Friederici (CDU), „die Strecke trägt sich mit Sicherheit und kann gut oberirdisch geführt werden.“ Die Ausgaben lägen darum seiner Einschätzung nach weit unter dem sonst üblichen Tunnelbau bei U-Bahnen. Als mögliche Kosten werden um die 40 Millionen Euro kolportiert.
„Ich verschließe mich dem nicht“, sagte SPD-Mann Ole Kreins. „Aber das muss man natürlich durchrechnen.“ Auch für den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion, Stefan Gelbhaar, sind die Kosten entscheidend – „denn es gibt viele dringende Verkehrsprojekte, die auf Eis liegen“. STEFAN ALBERTI