: Liberale Freundschaft
Die FDP-Fraktion ist noch nicht konstituiert, da herrscht schon Streit. Partei- und Fraktionschef Uwe Woltemath wurde soeben von der Bundespartei abgestraft, Rücktrittsforderungen kommen auf
von JAN ZIER
Nein, sagt Mark Ella, Berufspolitiker will er nicht werden. Ein „fieses Pflaster“ sei die Politik, „mit vielen unangenehmen Typen“. Was zu beweisen war, am Wochenende etwa, auf dem Bundesparteitag der FDP – Ella erstem. Der 37-jährige Ingenieur ist erst seit 2002 in der Partei. Und wurde mit fast 90 Prozent der Stimmen in den Bundesvorstand gewählt. Als Stimme Bremens.
Selbstverständlich war das keineswegs: Nach allen Regeln der parteiinternen Demokratie steht Ella das Amt eines „Kurfürsten“ im Bundesvorstand nicht zu. Nicht Ella, FDP-Fraktionschef in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung, war der gesetzte Kandidat aus dem Landesverband. Sondern Uwe Woltemath, der Landespartei- und Fraktionsvorsitzende.
Den aber hat die Partei abgestraft. Woltemath fiel auf dem Parteitag in zwei Wahlgängen durch, bekam noch nicht einmal 31 Prozent der Stimmen. „Das hat es meines Wissens noch nicht gegeben“, sagt Willy Wedler, immerhin seit 1975 Parteimitglied und in den vergangenen vier Jahren der einzige FDP-Abgeordnete in der Bürgerschaft. Bei der so genannten „Kurfürstenwahl“, sagt Wedler, werde „traditionell“ in den Bundesvorstand gerufen, wer auch Landesvorsitzender sei. Woltemaths Niederlage, sagt Wedler, war „eine deutliche Klatsche für die bremische FDP“.
Fragt man nach den Gründen dafür, kommt der Name Magnus Buhlert ins Spiel. Buhlert, Pressesprecher des niedersächsischen Umweltministeriums, war der FDP-Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl. Und erfolgreich: Mit knapp sechs Prozent der Stimmen zog die FDP zum ersten Mal seit 12 Jahren wieder in Fraktionsstärke in den Landtag ein. Buhlert also wäre der natürliche Fraktionschef. Doch der hieß am Ende Woltemath. Und sein Stellvertreter Ella. Viele in der Partei nahmen Woltemath übel, dass er Buhlert nicht den Vortritt ließ. Sogar FDP-Chef Guido Westerwelle hat sich eingeschaltet. „Die Bundespartei wollte Woltemath nicht“, sagt Wedler. Aber ein Exempel statuieren, sagen andere.
Wedler spricht gar von einem „Wählerbetrug“. Und fordert den Kopf von Woltemath. Doch der denkt gar nicht an Rücktritt. Dazu gebe es „keinen Anlass“, sagte er. Seine Niederlage habe er „abgehakt“, auch wenn manch DelegierteR auf dem Parteitag der „Mär von einer Intrige“ in der Bremer FDP aufgesessen sei.
Magnus Buhlert will sich dazu erst gar nicht äußern. Doch dürfte er durchaus eine gewisse Genugtuung ob der Niederlage Woltemaths verspürt haben. Und es war Buhlert, der Mark Ella als „Kurfürst“ Bremens ins Spiel brachte. Der wiederum sei nicht eben wegen seiner „politischen Schönheit“ in den Bundesvorstand gewählt worden, lästert Wedler. „Da hätte man auch einen gelben Sack hinstellen können.“ Doch Wedler, muss man dazu wissen, wechselt mit Ella ohnehin kein Wort mehr. Aber das ist eine andere Geschichte.
„Wir arbeiten hier alle gut zusammen“, sagt Ella. Buhlert sagt das auch. Und will zur „konstruktiven Sacharbeit“ zurückkehren. „Die Partei ist in heller Aufruhr“, sagt indes Wedler. „Es gibt gar keinen Streit“, antwortet Ella. „Das ist Sache der FDP“, sagt die Bremer CDU, die sich ansonsten lieber nicht auf die FDP-Opposition verlassen will. „Die FDP werde von der CDU erstmal nicht gebraucht“, lässt deren Sprecher Carsten Meier wissen.
Dabei hat einer wie Ella schon viel erreicht. Gut neun Prozent der Stimmen etwa für die FDP, bei der Bürgerschaftswahl, in Bremerhaven. Einigen galt Ellas Wahlkampf gar als „One-Man-Show“. Bei der FDP nichts ungewöhnliches. „Ich bin der, der uns hier repräsentiert“, sagt Ella. Jetzt will er die „starke Stimme“ der Bremer, der Bremerhavener Liberalen sein. Ein „undiplomatischen Kämpfer“, einer, „der immer seine Meinung sagt“. Und einer, der für die Wiederbelebung des Bürgerrechtsflügels seiner Partei steht. Manche, sagt Ella, „sehen in mir einen neuen Hoffnungsträger“.