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Archiv-Artikel

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Jimi – Das Fehmarn-Festival Deutschland 2010, R: Rasmus Gerlach, Wolfgang Neitzel & Paul Kulms (GK) Um das Festival ranken sich zahlreiche Erzählungen. Jimi Hendrix trat bei diesem ersten Open-Air-Festival auf Fehmarn zum letzten Mal auf, zwei Wochen später starb er in London. Lange blieb er nicht auf Fehmarn. Das Wetter war schlecht, der Boden vom Regen schlammig, es stürmte. Das Publikum jubelte, als Hendrix seinen Auftritt begann und loslegte: Hey Joe, Purple Haze, Voodoo Chile. Sein Auftritt war für viele FestivalbesucherInnen der Höhepunkt. Viele andere bekannte Bands hatten ihre Auftritte wegen des schlechten Wetters abgesagt. Für den Dokumentarfilm Jimi – Das Fehmarn-Festival haben die drei Regisseure die alten Aufnahmen von 1970 aufgetan. Beim Festival filmten einige Hamburger Filmemacher mit 16 mm- Kameras. Um gelungene Aufnahmen der Auftritte und in das Publikum hinein machen zu können, wurde ein Kameraturm aufgebaut. So gibt es atmosphärisch dichte Bilder mit leider nur kurzen Musiksequenzen der Auftritte von Ten Years After und anderer Bands. Die Kameramänner von damals schildern 30 Jahre später, nun selbst gefilmt werdend, wie sie ein Verbot umgangen haben: Der Auftritt von Jimi Hendrix durfte nicht aufgenommen werden. Aber zum rebellischen Geist der Zeit hätte es nicht gepasst, dass zu akzeptieren. So wurde Jimi Hendrix durch den Bühnenboden von unten gefilmt, aus der Ecke. Die Festivalbühne war nicht nur der Ort des letzten Auftrittes von Jimi Hendrix, sondern auch des Ersten von Ton, Steine Scherben. Noch unter dem Namen Rote Steine spielten die Scherben die rebellischen Lieder ihrer Anfangszeit. Dass die Veranstalter mit der restlichen Kasse abhauten, ohne die Helfer und die letzten auftretenden Bands zu entlohnen, gab dem Lied Macht kaputt, was euch kaputt macht eine dringliche Note. Rio Reiser Reiser soll, so die Legende, das Publikum dazu aufgefordert haben, den Veranstalter ungespitzt in den Boden zu hauen. Das Büro der Veranstalter ging während ihres Auftrittes in Flammen auf, die Bühne brannte später auch ab. Die Scherben wurden bekannt als Band der Revolte. Eingeschnittenes zeitgenössisches Wochenschaumaterial dokumentiert plastisch, wie stark rebellische Jugendliche damals schon wegen der Musik ausgegrenzt wurden. Einigen Honoratioren der Insel ist bei den Interviews 40 Jahre später noch anzumerken, wie sehr sie die aufmüpfigen Jugendlichen damals als Störung ihres Inselfriedens, als Eindringlinge gesehen haben. Und dann dass: 25 Jahre war Ruhe, aber 1995 fand zum ersten Mal ein Jimi-Hendrix-Revival-Festival statt. Aus vorgeschobenen „naturschutzrechtlichen“ Bedenken soll dass aber 2011 nicht mehr stattfinden dürfen. Von alleine hört das Festival jedenfalls nicht auf: Eine eingeschworene Schar von Fans und Freiwilligen kommt jedes Jahr nach Fehmarn, um beim Festival mitzuhelfen. In Jimi – Das Fehmarn-Festival erzählen sie, dass sie sich extra Urlaub genommen haben, um beim Aufbau anzupacken. Die gute Stimmung beim Festival 2009 kommt in dem Film gut rüber.

Fr, 19. & Sam, 20.7. , jeweils 22:15 Uhr, 3001, Schanzenstraße 75