: Müller hält dicht
POSTENVERGABE Über die Neuen im Senat lässt sich nur spekulieren. Leider. Report eines Scheiterns
Wie mag er werden, der künftige Regierungschef Michael Müller? Eins lässt sich leider schon sagen, bevor er sein Amt überhaupt antritt: Bei ihm sickert bislang nicht viel durch. Und so lässt sich weiter nur spekulieren, wen er nach seiner Wahl am 11. Dezember neu in den Senat holen wird. „Spekulatius“ heißen naheliegenderweise redaktionsintern solche Betrachtungen.
Die direkt und indirekt Betroffenen haben merklich ihren Spaß am bislang vergeblichen Mühen der Journalisten. „Ich arbeite da, wo man mich hinstellt“ – nur Kultur wäre nicht so seine Sache, grinste beim SPD-Parteitag Christian Gaebler, bislang Staatssekretär in Müllers Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Er gilt mit seinem Staatssekretärskollegen Engelbert Lütke Daldrup als erster Anwärter auf Müllers Nachfolge, wenn der Regierender Bürgermeister wird.
Drei Tage später ist zu hören, Gaebler habe ein Angebot abgelehnt. Was der wiederum beim taz-Nachhaken unkommentiert lässt. Und ist damit der Senatorenposten gemeint oder die Leitung der Senatskanzlei, für die Gaebler ebenfalls gehandelt wird? Spekulatius, Spekulatius.
„Muss doch mal meinen Vorgänger begrüßen“, witzelte auch der aktuelle Senatskanzleichef Björn Böhning, als er jüngst den ausscheidenden Finanzsenator Ulrich Nußbaum traf. Eine Zeitung hatte ihn Stunden zuvor zum Nachfolger erkoren. Angeblich hatte Müller erst außerhalb der Berliner Landespolitik gesucht und Absagen bekommen, etwa von Staatssekretären auf Bundesebene. Angeblich.
Leute von außerhalb zu holen würde Müller auch nicht wirklich helfen, Fraktion und Partei wie gewünscht hinter sich zu bringen. Man sei ja selbst auch nicht ganz blöd, ist sinngemäß zu hören, wenn man mit Abgeordneten spricht. Deshalb wäre es naheliegend, dass die jetzige Arbeitssenatorin Dilek Kolat den Nußbaum-Job übernimmt und ihr selbst jemand aus der Fraktion folgt. Sie war lange Chefhaushälterin der SPD-Fraktion, ist Wirtschaftsmathematikerin, hat als Bänkerin gearbeitet. Weshalb es schon nach der Wahl 2011 hieß, sie würde gerne Finanzsenatorin werden. Dass Kolat im Stoff ist, bestreiten auch jene nicht, die sie sonst nicht so toll finden. Doch Definitives? Nichts.
Aber Daniela Augenstein, Müllers Pressesprecherin in der Stadtentwicklungsverwaltung, hoch gehandelt als künftige Senatsprecherin, die müsste doch … Leider ist es da wieder, dieses gerade so verbreitete Grinsen: „Schreiben Sie einfach, dass ich Sprecherin bleibe.“ STEFAN ALBERTI