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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Altherrenhaft-reaktionär

■ betr.: „Das männliche Treueprinzip“, taz vom 10. 11. 14

Mit Bestürzung habe ich folgende Zeile gelesen: „Kasten glaubt, dass thematische Ausschreibungen oder spezielle Förderprogramme eher zu mehr Frauenbeteiligung führen können.“

Was ist denn das für eine Ansage? Sollen die Regisseurinnen Kochfilme drehen oder vielleicht einen Häkelworkshop dokumentieren? Oder sich vielleicht mit dem Thema „Erziehung von Kleinkindern“ künstlerisch auseinandersetzen? Mir kommt es so vor, als würde Herr Kasten da ein bisschen altherrenhaft-reaktionär argumentieren. Regie ist wohl nicht nur Kunst, sondern auch ernst zu nehmendes Handwerk.

Ich unterstütze die Forderung der Regisseurinnen nach mehr weiblicher Präsenz im Fernsehen und bin einigermaßen erschüttert, dass hier so offensichtlich gegen eine Gleichstellung von Frauen in einem künstlerischen Beruf gemauert wird. ESTHER FREYMADL, Berlin

Situation ist hoch dramatisch

■ betr.: „Wenn der Ölpreis weiter fällt“, taz vom 12. 11. 14

Tatsächlich ist die Situation hoch dramatisch! Wenn schon der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore von der größten Finanzblase aller Zeiten spricht und die Konzerne vor keinem Wahnsinn, zum Beispiel Fracking, zurückschrecken, so nimmt das Drama seinen Lauf. Zusätzlich zu allem Irrsinn gibt es noch die ständig steigenden Rüstungsausgaben, die wahrhaftig keinen Spielzeugcharakter haben. Leider kennen viele Anleger den Begriff „Derivate“ mit der irrwitzigen Hebelwirkung nicht. Ergo rasten.

Zwei Billionen Euro in Deutschland auf Sparkonten mit der bombastischen Verzinsung. Ein schwarz humoriger Spaßvogel (Arzt!) sagte einmal: Wir haben keine Chance – also nutzen wir sie.

KLAUS-G. WALTHER, Reinbek

Es ist beklemmend

■ betr.: „Spinnen die Lokführer?“, taz vom 7. 11. 14

Mein Respekt und meine Solidarität gilt den Gewerkschaftern der GDL und ihrem Vorsitzenden für ihre Entschlossenheit und ihr Rückgrat im Kampf um die Erhaltung des Streikrechts und die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen. Es sind gesellschaftspolitische Sternstunden, in denen ich mich für kurze Zeit mal nicht in einer Republik wiederfinde, die zu einem Selbstbedienungsladen profitgieriger Konzerne, Aktionäre, ihrer medialen Komplizen und politischen Wasserträger/innen verkommen ist. Denen allen der Gebrauchswert öffentlicher Güter wie zum Beispiel einer funktionierenden, zuverlässigen und bezahlbaren Infrastruktur in ihrem neoliberalen Bereicherungswahn komplett gleichgültig ist, ebenso wie die Errungenschaft grundgesetzlicher demokratischer Rechte wie zum Beispiel dem Streikrecht. Von der Solidarität der Arbeitnehmer/innen, die sie verabscheuen und diskriminieren, wo sie nur können, ganz zu schweigen.

Es ist beklemmend: Aber wir sind tatsächlich schon wieder beim Kampf um den Erhalt demokratischer Grundrechte angekommen! R. SCHÄFER, Hilden

Fernleitungen sind das Problem

■ betr.: „Todesfalle für Abendsegler“, taz vom 12. 11. 14

Herr Vahrenholt hat sich sicher gefreut, als er euren schrecklich schön aufgemachten Artikel „Todesfalle für den Abendsegler“ gesehen hat. Dabei geht es dem Kämpfer gegen die Energiewende sicher nicht um die betroffenen Tiere, sondern um die Interessen von RWE.

Ginge es Fritz Vahrenholt wirklich um die getöteten Tiere, so hätte er doch eher den Vogelschlag an Stromleitungen als erste Ursache kritisieren müssen. Es wird meist übersehen, dass an Windrädern auf jeden Fall weniger als 100.000 Tiere in Deutschland getötet werden, während an Stromleitungen viele Millionen von Vögeln verenden. Das hätte aber den Interessen von RWE gegenübergestanden, für die gerade von Osterath nach Ludwigshafen eine HGÜ-Fernleitung geplant wird, um Braunkohlenstrom in den Süden leiten zu können. Das ist auch das Dilemma der bayerischen Naturschützer, die mit ihrem erfolgreichen Kampf gegen Windräder zwar Tausende von Vögeln retten, durch dann nötige Fernleitungen nach Norddeutschland aber Hunderttausende Vögel in den Tod schicken. Man kann nicht 100.000 Vögel sterben lassen, nur weil an anderer Stelle ein Vielfaches an Vögeln stirbt. Daher wird auf die empfindsamen Arten in der Planung von Windrädern auch außerordentlich Rücksicht genommen. Immerhin sind 80 bis 90 Prozent der Windräder unproblematisch. GÖTZ-REINHARDT LEDERER, Wülfrath

Keine toten Vögel gesehen

■ betr.: „Todesfalle für Abendsegler“, taz vom 12. 11. 14

Windmühlen im Wald sind ja nicht wirklich neu. Längere Erfahrungen liegen doch vor, die eher von überhaupt keinen toten Vögeln unter Windkraftanlagen im Wirtschaftswald berichten. Ich habe 1995 in Rheinland-Pfalz an windhöffiger Stelle Wald gerodet, eine Windkraftanlage errichtet und im immer höher wachsenden Fichtenbestand betrieben. Und was ist nun mit den vielen toten Vahrenholt’schen Vögeln dort im Wald? Niemand hat je auch nur einen einzigen toten Vogel unter meiner Windmühle in immerhin fast 19 Jahren gefunden! Der Europäische Fernwanderweg E1 führt direkt am Turm vorbei. Für permanente und kritische Kontrolleure ist also ausreichend gesorgt. FRIEDHELM Lichtenthäler, Heinsberg