: Moschee klein gemacht
Repräsentative Umfrage in Köln bietet Interpretationsbedarf: Mehrheit general für oder im konkreten gegen Moscheebau? DGB-Chef wirft größter Lokalzeitung „Stimmungsmache“ vor
VON PASCAL BEUCKER
Medien machen Stimmung: Wegen seiner Berichterstattung über den geplanten Bau einer repräsentativen Moschee im Stadtteil Ehrenfeld hat Kölns DGB-Vorsitzender Wolfgang Uellenberg-van Dawen mit ungewöhnlich scharfen Worten den Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) attackiert. Die führende Lokalzeitung der Domstadt handele „verantwortungslos“ und missbrauche ihre monopolartige Stellung für eine integrationsfeindliche „Stimmungsmache“, kritisierte Uellenberg-van Dawen. „Was die Chefredaktion da treibt, ist mir völlig unerklärlich.“
Aktueller Anlass für die Empörung des DGB-Chefs ist die Präsentation einer repräsentativen Umfrage des Bonner Meinungsforschungsinstituts Omniquest in der gestrigen KStA-Ausgabe. Diese hatte bemerkenswerte Ergebnisse hervorgebracht. Denn anders als von Moschee-Gegnern immer behauptet, befürwortet danach eine deutliche Mehrheit den Neubau einer Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union DITIB: 35,6 Prozent der Befragten sprachen sich uneingeschränkt dafür aus, weitere 27,1 Prozent unter der Voraussetzung, dass die Größe des Entwurfs mit seiner 35 Meter hohen Kuppel und zwei 55 Meter hohen Minaretten noch reduziert werde. Nur 31,4 Prozent lehnten den Bau grundsätzlich ab, im unmittelbar betroffenen Stadtteil Ehrenfeld sogar nur 29,9 Prozent – bei einer uneingeschränkten Zustimmung von 49,6 Prozent.
Korrekt titelte der KStA im Lokalteil auf Seite 29: „Zwei Drittel der Kölner halten Bau generell für richtig“. Auf der Titelseite jedoch lautete die Überschrift: „Kölner gegen Moschee in geplanter Größe“. Entsprechend beginnt der Aufmachertext damit, dass eine „klare Mehrheit der Kölner“ den Moschee-Neubau ablehne. Das sei „das Ergebnis“ der vom KStA in Auftrag gegebenen Umfrage. Vize-Chefredakteur Joachim Frank schreibt in seinem Leitartikel von „dem erklärten Willen der Bürger“, dem entsprochen werden sollte.
Laut Informationen der taz soll die unterschiedliche Interpretation der Umfrageergebnisse im Haupt- und im Lokalteil auf einem internen Konflikt innerhalb des KStA um die von Chefredakteur Franz Sommerfeld vor einigen Monaten eingeschlagene moscheekritische Blattlinie zurückzuführen sein. In Redaktionskreisen wird gemunkelt, die habe mit Sommerfelds Wohnsitz zu tun – er lebt in Ehrenfeld.
Für die Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün zeigt die Omniquest-Umfrage vor allem eins: „Je besser die Leute informiert sind, desto mehr unterstützen sie das Projekt.“ Eine Einschätzung, die Kölns FDP-Ratsfraktionschef und Landesgeschäftsführer Ralph Sterck ausdrücklich teilt. Beide halten auch nichts von der Diskussion um die Größe der Moschee: „Es muss von der Architektur her stimmen – und die ist bei dem ausgewählten Entwurf von Paul Böhm gigantisch gut“, so Sterck. Deshalb müsse auch nichts gekürzt werden – zumal die angeblich zu hohen Minarette nicht einmal an die Höhe einer einzigen Ehrenfelder Kirche heranreichten.