Was tun in Hamburg? :
■ So, 16. 11., 18 Uhr, Knust
Probier’s mit Gemütlichkeit
Nicht weniger als das „Entertainment“ neu erfinden will Jens Pfeifer mit seiner Reihe „Hamburger Küchensessions“. Seit fünf Jahren lädt der freiberufliche Tontechniker regelmäßig internationale MusikerInnen ein, in seiner 14-Quadratmeter-Küche irgendwo in Eimsbüttel für zwei Stündchen ein Akustikset zu spielen. Das Ergebnis schneidet er anschließend zusammen und veröffentlicht es bei Youtube. Mehr als 130 Gäste hat Pfeifer schon gehabt, von Gisbert zu Knyphausen über Click Click Decker bis zu Tom Liwa, alle waren sie schon da. Vor zwei Jahren war eine Auswahl davon erstmals beim „Wohlfühl-Zuhör-Festival“ der Küchensessions hören. Am Sonntag baut Pfeifer seinen Küchentisch im Knust auf, dahinter sitzen dann zehn Künstlerinnen und Künstler, unter anderem Tim McMillan, Der Herr Polaris und Olli Schulz. Und zu essen gibt es auch: Das Lieblingsgericht des gebürtigen Oldenburgers – Grünkohl – wird in einem Koch-Battle zubereitet.
■ Mi, 19. 11., bis Sa, 22. 11., je 20 Uhr, Kampnagel
Doku-Tanztheater
Sie war die erste unabhängige experimentelle Tanzkompanie Chinas, das 1994 von der Choreographin Wen Hui und dem Dokumentarfilmer Wu Wenguang gegründete Pekinger Living Dance Studio. Am eigenen Proben- und Spielort in einem Außenbezirk der Hauptstadt entstehen seitdem multidisziplinäre Stücke, die oft dokumentarisch angelegt sind. „Memory“ hieß etwa das Tanzstück, in dem sich Wen Hui und Wu Wenguang vor vier Jahren die Kulturrevolution von 1966 bis 1976 vorgenommen haben. Am Freitag- und Samstagabend ist nun die Fortsetzung „Memory II: Hunger“ auf Kampnagel zu sehen. Diesmal machen Hui und Wenguang die große Hungersnot zum Thema, die als Ergebnis landwirtschaftlicher Kollektivierung und Fehlsteuerung der Parteiführung zwischen 1959 und 1961 bis zu 45 Millionen Tote forderte. Schon am Mittwoch ist ein zweites Stück zu sehen: In „Listening to third grandmother’s stories“ erzählt Huis Großtante aus ihrem ereignisreichen Leben.
■ Di, 18. 11., 19.30 Uhr, Literaturhaus
No future
Ab und an legt Karen Duve den Roman, an dem sie gerade schreibt, beiseite und setzt sich an ein Sachbuch. Im „Anständig essen. Ein Selbstversuch“ ging es da etwa vor drei Jahren um eine gesunde und ethisch vertretbare Ernährung und die moderne Massentierhaltung: Erst isst sie nur bio, dann vegetarisch, vegan und schließlich nur noch Dinge, bei denen man eine Pflanze nicht verletzten muss – irgendwas kann man schließlich immer besser machen. Diesmal liegt die Sache schwieriger, genauer: sie geht schief. „Warum die Sache schiefgeht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen“ (Galiani, 192 S., 12 Euro) heißt ihr aktueller Essay, in dem sich Duve mit den sich gegenseitig dynamisierenden Klima-, Energie-, Flüchtlings- und Kriegskrisen auseinandersetzt – vor allem aber mit der Tatsache, dass jeder darum weiß, aber niemand etwas tut. Am Dienstag stellt sie ihr Buch vor und diskutiert darüber mit Gregor Gysi. MATT