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Archiv-Artikel

Die Lernzeit fällt weg

Die Theodor-Haubach-Ganztagsschule muss ihre Personalausstattung innerhalb von vier Jahren um 60 Prozent kürzen. Die CDU beruft sich dabei auf den Rechnungshof. GAL wirft ihr Ausbremsung vor

VON KAIJA KUTTER

Mit dem Appell „Rettet die Ganztagsschule“ rief der Elternrat der Theodor-Haubach-Schule in Altona gestern zu einer Demonstration auf. „Wir wollen, dass das bestehende pädagogische Konzept erhalten bleibt“, sagt Elternsprecherin Silke Lechterbeck. Binnen vier Jahren muss die 1995 gebildete Ganztagsschule mit ihren 430 Kindern auf 60 Prozent ihrer Personalausstattung für den Ganztagsbetrieb verzichten.

„Das ist eine bittere Sache“, sagt Schulleiterin Karin Bühring. Die Schule liegt in einem sozial benachteiligten Stadtteil, die Ganztagsbetreuung wird von den Eltern gewünscht und angenommen. Täglich gibt es vier Stunden Unterricht, dann ein Mittagsessen, danach eine halbstündige „Lernzeit“ für Hausaufgaben und anschließend nochmal zwei Stunden Unterricht. „Diese Lernzeit fällt ab August weg“, sagt Bühring.

Ab Sommer, so die Pläne der Bildungsbehörde, soll eine halbe Sozialpädagogenstelle und eine Drittel Lehrerstelle gekürzt werden. Hinzu kommen die Kürzungen, die 2005 und 2006 vollzogen wurden und für 2008 noch geplant sind. Von ehemals drei bleibt eine Lehrerstelle übrig. Gab es vor der Kürzung einen Professionen-Mix von 50 Prozent Lehrerstunden, 30 Prozent Sozialpädagogen und 20 Prozent Honorarkräften, so wird es künftig nur 30 Prozent Lehrer, 30 Prozent Sozialpädagogen und dafür 40 Prozent Honorarkräfte geben.

Eine Kürzung, die alle 37 „alten“ Ganztagsschulen über sich ergehen lassen müssen. Mit den 80 dadurch gewonnen Lehrerstellen will der CDU-Senat neue Ganztagsschulen aufbauen. Doch der Einsatz der Honorarkräfte gestaltet sich laut Brüning schwierig: „Es gibt keinen, der bereit ist, an vier Tagen in der Woche für 45 Minuten Mittagszeit zu kommen“, sagt sie.

„Ich kann verstehen, dass eine Schule mit ihrem Konzept weiterarbeiten will“, sagt CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann. Die Kürzung sei aber auf eine Anregung des Rechnungshofs zurückzuführen, der die Umsetzung inzwischen ausdrücklich gelobt hat. Auch sei es wichtig, möglichst viele Schulen zu Ganztagsschulen umzuwandeln: „Wir haben die Zahl mit 81 inzwischen verdoppelt“, sagt der CDU-Politiker. Insgesamt 47 Schulen waren bereit, mit dem abgeänderten Personalmix den Ganztagsbetrieb aufzunehmen. Allerdings zogen auch 20 Grundschulen ihren Antrag auf Ganztagsschule zurück.

„Man kann nach meinen Erfahrungen eine Ganztagsschule mit ordentlich rhytmisiertem Unterricht nicht mit 60 Prozent weniger Ausstattung machen“, sagt denn auch GAL-Schulpolitikerin Christa Goetsch, die früher selber an der Theordor-Haubach-Schule Lehrerin war. Ihrer Ansicht nach wird das „gesellschaftlich und bildungspolitisch wichtige Projekt“ vom CDU-Senat stiefmütterlich behandelt. So ist die Stelle des in der Behörde zuständigen Oberschulrats seit acht Monaten verwaist. Auch gab es in diesem Frühjahr keine neue Bewerberrunde für Ganztagsschulen und im Haushalt 2008 kein Geld für deren Ausstattung und Bauinvestitionen. „Fakt ist, dass der CDU-Senat beim Aufbau neuer Ganztagsschulen auf der Bremse steht“, sagt sie.

Für Heinemann ist das „Unsinn“. Habe man sich doch jüngst in der Enquete-Kommission zur Schulstruktur darauf geeinigt, dass sich die neuen Stadtteilschulen „Stück für Stück“ dorthin entwickeln sollen.