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Archiv-Artikel

Momente mit Zukunft

Das hannoversche Wilhelm-Busch-Museum zeigt unter dem Titel „Meine Welt“ die erste umfassende Werkschau des taz bremen- und stern-Karikaturisten Til Mette

Die Komik einer Situation in einer Zeichnung festzuhalten, das ist das eine. Til Mette kann das, exzellent sogar, und doch ist da etwas, das seine Arbeiten über den schnellen Witz hinaus auszeichnet: Mettes Witze sind nicht mit der Pointe zu Ende erzählt. Statt dessen weiß man, dass das Ehepaar am Esstisch längst nicht fertig ist mit seiner Angleichung der Kulturen und dass das Ehepaar in den Fluten des Klimawandels noch gar nicht angefangen hat, zu begreifen. Diese Geschichten gehen noch weiter. Was auch daran liegt, dass man die Gestalten kennt, von denen Mette erzählt: Alle stammen sie aus dem bürgerlichen Milieu, sind Angestellte, Manager oder Politiker. Ganz durchschnittlich, aber durch Mettes Brille betrachtet höchst skurril.

Wie groß Mettes Talente ist, das hat zuerst die Redaktion der taz bremen erkannt, die Mette 1985 mitgegründet hat. Dort war Mette zeichnender Redakteur. 1992 zog er mit seiner Familie nach New York und lieferte von dort aus Karikaturen für die taz bremen und den stern. Seit 2006 lebt Mette, 50, in Hamburg.

Geboren wurde er in Bielefeld und was ihn während seiner Teeniezeit geprägt hat, das waren Wilhelm Busch und Loriot – letzteren mochte er für seine Parodien des bürgerlichen Lebens. Später kamen dann die Frankfurter Schule und über den Patenonkel aus Amerika auch der New Yorker, über den Mette sagt: „Die Zeichnungen darin hatten eine magische Faszination auf mich. Bis heute.“

Kürzlich ist der Sammelband „Meine Welt“ erschienen, in dem neben seinen Cartoons auch einige Malereien von New Yorker Motiven und Berichte für die taz bremen aus der Zeit nach dem 11. September 2001 enthalten sind. Ebenfalls „Meine Welt“ heißt die Ausstellung im hannoverschen Wilhelm-Busch-Museum, in der rund 170 Arbeiten Mettes gezeigt werden. Dabei ist es nicht das Privatleben, das Mette in seinen Zeichnungen thematisiert, sondern die Welt der Anderen, die Mette durch seine Augen sieht. Das macht ihn zum Journalisten einerseits, andererseits aber auch zum Künstler. Wo er sich da selbst verortet? Mette: „Ich glaube, dass ich mich an der Schnittstelle befinde.“ Klaus Irler

bis 2. September im Wilhelm-Busch- Museum, Hannover. Weitere Infos: www.wilhelm-busch-museum.de