ENDLICH WEG : Das Dings
„Ich hab das Dings weggeschmissen“, sage ich.
„Was für ein Dings?“, fragt meine Freundin.
„Das Dings“, sage ich noch mal, aber dann nichts mehr. Nicht, weil ich nichts mehr sagen will, sondern weil ich’s nicht weiß. Ich kann das Dings zwar beschreiben – Plastik, biegsam, kreisförmig, mit Zacken drin fast wie ein Kamm – und ich weiß auch, wo das Dings lag, zweieinhalb Jahre lang, Tag für Tag, ungenutzt – im Schrank. Aber was es eigentlich ist, weiß ich beim besten Willen nicht.
Aber meine Freundin will genau das von mir wissen. „Was für ein Dings?“, fragt sie noch mal. „Das da so rumlag“, sage ich und fühle mich ganz stolz. Endlich mal aufgeräumt, aussortiert, Sachen in den Müll gehauen. „Dein Dings“, ergänze ich, weil, das weiß ich dann doch: dass das Dings ihres war.
„Meins“, sagt meine Freundin. Ich nicke. So macht man das halt, wenn man zusammen ist: Man denkt nicht nur an sich, sondern auch an die Liebste, und das auch beim Ausmisten.
„Wo ist es jetzt?“, fragt die Liebste. „Das Dings“ – „Müll“, sage ich. Sie schaut mich an. „Hoffentlich noch hier oben.“ – „Ja“, sage ich. „Wollte ihn gleich runterbringen.“ – „Dein Glück“, sagt sie, und kurz kriege ich Panik: Denkt sie schlechte Hausfrau und so, Müll noch in der Wohnung? Ich will mich schon ereifern, aber meine Freundin hat es sowieso ganz anders gemeint. „Dein Glück“, sagt sie noch mal. „Denn du holst mein Dings da jetzt schön wieder raus.“ Also geh ich zum Müll, fische das Dings wieder raus, mache es sauber, halte es ihr hin. Sie schüttelt den Kopf. „Das ist tatsächlich meins“, sagt sie. „Wieso schmeißt du das weg?“ – „Wusste nicht, wofür man das braucht.“ – „Und darum …“ Sie bricht ab, schaut mich an, verblüfft und sauer zugleich. „Wofür ist es denn nun?“, versuche ich sie abzulenken.
„Das“, sagt sie nun, „sag ich dir nicht. Als Strafe.“ JOEY JUSCHKA