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Archiv-Artikel

Karsai kritisiert Nato

Afghanischer Präsident zeigt sich empört über zivile Opfer. Jung entging angeblich nur knapp einem Anschlag

KABUL/BERLIN afp/rtr ■ Nach dem Tod von immer mehr Zivilisten bei den Einsätzen ausländischer Truppen hat Afghanistans Präsident Hamid Karsai ungewöhnlich scharfe Kritik an der Nato-geführten Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) geäußert. Die Einsätze seien „wahllos und ungenau“, sagte ein sichtlich verärgerter Präsident am vergangenen Samstag in Kabul. In zehn Tagen seien neunzig Zivilisten getötet worden.

Die afghanische Regierung werde es nicht länger hinnehmen, dass bei den Einsätzen der Isaf und der US-geführten Koalition unbeteiligte Afghanen ums Leben kämen, sagte Karsai. „Ab sofort müssen sie so arbeiten, wie wir es ihnen sagen“, erklärte Karsai. „Angriffe, bei denen Zivilisten sterben, sind – wie ich schon in der Vergangenheit gesagt habe – für uns nicht hinnehmbar“, sagte Karsai. Er habe die Isaf und die US-Koalition wiederholt aufgefordert, ihre Einsätze mit den afghanischen Sicherheitskräften abzustimmen, damit keine Zivilisten zu Schaden kämen. Diese Aufrufe seien jedoch ungehört verhallt. „Wir werden die Art unserer Einsätze verbessern“, kündigte ein Isaf-Sprecher in Kabul am Sonntag an. Kein Isaf-Soldat wolle Zivilisten töten. Karsai habe mit seiner Kritik an der Isaf-Armeeführung Recht, sagte der Sprecher. Mit Blick auf die neunzig getöteten Zivilisten, von denen Karsai gesprochen hatte, sagte ein Isaf-Sprecher, die Zahl ähnele der der Isaf. Allerdings sei es unklar, ob die Zivilisten von Nato-Truppen oder von Taliban getötet wurden.

Nach einem Pressebericht entging Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung bei seiner Afghanistanreise Anfang Juni nach nur knapp einem Anschlag von Islamisten. Das Verteidigungsministerium wollte den Bericht der Bild am Sonntag nicht kommentieren. Dem Blatt zufolge wurde der Hinweis auf einen möglichen Anschlag auf Jung im Verteidigungsministerium als „sehr konkret“ bezeichnet. Jungs Delegation sei nach der Landung auf gepanzerte Fahrzeuge verteilt und die Fahrstrecke geändert worden.