: Museum geköpft
Der Kunsthistoriker Wenzel Jacob ist als Leiter der Bundeskunsthalle in Bonn abberufen worden
In der Finanzaffäre um die Bundeskunsthalle in Bonn ist Intendant Wenzel Jacob abberufen worden. Die Gesellschafterversammlung der Kunsthalle kündigte seinen Arbeitsvertrag zum 31. Dezember 2007 und widerrief seine Bestellung zum künstlerischen Geschäftsführer mit sofortiger Wirkung. Das bestätigte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Interimsnachfolger wird der Schweizer Christoph Vitali, einst Leiter der Frankfurter Schirn Kunsthalle und zuletzt Chef der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Er gilt als einer der erfolgreichsten Ausstellungsmacher Deutschlands.
Im Skandal um verschwendete Gelder bei der vom Bund finanzierten Kunsthalle war Jacob von seinem Posten bereits vorher freigestellt worden. Der kaufmännische Geschäftsführer Wilfried Gatzweiler war fristlos abberufen worden. Dieser hatte die Vorwürfe in einer 50-seitigen persönlichen Erklärung zurückgewiesen. Seinen Posten hat kommissarisch der stellvertretende Verwaltungsleiter der Deutschen Welle, Otto Lindner, übernommen. Zur „lückenlosen Aufklärung auch etwaiger strafrechtlicher Vorgänge“ ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln.
Die Bundeskunsthalle sei nicht nur für den Bund, sondern auch für die Region Bonn ein wichtiger kultureller Markstein, der unverzichtbar sei, sagte Steffen Kampeterder Haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Berichterstatter für Kultur und Medien im Haushaltsausschuss. Durch die Beschlüsse der Gesellschafterversammlung sei die Kunst- und Ausstellungshalle nun wieder auf dem richtigen Kurs. Mit der Benennung von Vitali als neuem künstlerischen Leiter zunächst bis Ende 2008 seien die Zeiten der Unsicherheit vorbei.
Kulturstaatsminister Neumann betonte, das hohe Ansehen, das die Kunsthalle „bisher zweifellos hatte und das durch die jüngsten Vorgänge stark beeinträchtigt wurde“, müsse wieder hergestellt werden. In einem Gespräch mit der Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) bot er „eine konstruktive Zusammenarbeit“ an.
Die Bundeskunsthalle wurde 1992 eröffnet. Gesellschafter sind der Bund und die Länder. Sie wird vom Bund mit jährlich 16,8 Millionen Euro gefördert. Der Kunstwissenschaftler Jacob gehörte bereits zum Gründungsstab und war seit 1990 Direktor. Er organisierte Ausstellungen über Tutanchamun und die Azteken, über Schätze aus dem Kreml und dem Vatikan bis zur spektakulären Guggenheim-Schau im letzten Jahr. Mit bis heute rund 13 Millionen Besuchern gilt die Bundeskunsthalle in Bonn als eines der bestbesuchten Häuser Deutschlands. DPA