Ihr wollt eine Bühne? Hier habt ihr eine!

Heute ist im Hamburger Schanzenviertel das Finale des Singer Songwriter Slams. Entstanden ist die Idee in einer Kneipe, in der sich schon Fatih Akin inspirieren ließ. Freigetränke gibt es für die Teilnehmer keine, dafür aber vielleicht ein neues Publikum

Wer bei einem Poetry Slam mitmacht, muss damit rechnen, dass Hohn und Spott auf ihn niederprasseln. Sänger, die sich allein mit ihrem Instrument auf die Bühne trauen, bleibt dieses Schicksal erspart. „Die Atmosphäre war sehr freundlich, die Leute haben alle konzentriert zugehört“, schildert die Sängerin Katriana ihre Erfahrungen mit der Vorrunde des Singer Songwriter Slams, an dessen Finale am Freitag im Kulturhaus 73 sie teilnimmt.

Die Initiatoren vom Kulturverein „Beyond Frames“ haben das arbeitsmarktpolitische Paradigma „Fördern und Fordern“ aufs Kulturleben übertragen. „Wir suchen im Elektro-Lounge-Matsch dieser Stadt nach neuen Veranstaltungsformen, die die Leute auch fordern“, sagt Suntke Garbe. „Die Leute sagen: Uns fehlt eine Bühne. Wir sagen: Hier habt ihr eine.“

Singer/Songwriter seien etwas „sehr Modernes“, meint Suntke Garbe. An die Stelle des politischen Engagements sei heute allerdings oft das Humoristische getreten. „Ich singe zwar viel über Beziehungen, aber für mich ist das Persönliche auch politisch“, widerspricht Katriana, und da ist dann doch der Sound aus der Gründerzeit zu vernehmen. Ihre Liebe zum Song finanziert sich Katriana mit Auftritten in Coverbands und Gesangsunterricht. Da kommt ihr der Slam gerade recht. „Wie ich abschneide, ist mir eigentlich egal“, sagt sie. Aber hier finde sie ein neues Publikum.

Wunschlos glücklich ist Katriana mit dem Slam, bei dem eine Zuschauerjury Punkte zwischen eins und zehn vergeben kann, dennoch nicht. „Ein Freigetränk und einen Platz auf der Gästeliste wären schon schön.“ Doch da lässt Suntke Garbe keinen Verhandlungsspielraum erkennen: „Das können wir uns nicht leisten. Keiner von uns verdient daran, und jede eingenommene Mark fließt in weitere Projekte.“

Entstanden ist der kleine Kulturverein einst im Ottensener Restaurant Sotiris, wo auch schon der Regisseur Fatih Akin die eine oder andere Inspiration für sein Werk erhalten hat. „An dem Abend machten mal wieder Türken, Griechen, Spanier, Sudanesen, Argentinier und Deutsche spontan zusammen Musik, und wird dachten: So geht’s also auch.“ Seitdem veranstalten Beyond Frames regelmäßig Partys mit Bands und DJs aus unterschiedlichen Ecken der Welt, ein Ausstellungsprojekt hieß „Kunst fickt Nachtleben“.

International besetzt ist auch das Finale des Singer Songwriter Slams: Neben Katriana treten Olga aus Sibirien und Amo jr. aus Ghana auf. Interessant ist die Zusammensetzung noch aus einem anderen Grund: Obwohl bei den Vorrunden zu 80 Prozent Männer mitmachten, sind unter den fünf Finalisten drei Frauen. Dafür hat Katriana eine einfache Erklärung: „Frauen trauen sich so was nur zu, wenn sie auch wirklich gut sind.“ RALF LORENZEN

Freitag, 21. 30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73. Bewerbungen für den nächsten Slam unter www.singersongwriterslam.de