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Archiv-Artikel

länderfusion Trennungsgezänk schon vor der Ehe

Berlin und Brandenburg sind noch nicht miteinander verheiratet. Doch das Eheduo – gespielt von Matthias Platzeck für Brandenburg und Klaus Wowereit für Berlin – gebärdet sich so, als müsste es schon um die Güteraufteilung nach der Scheidung feilschen. Das tut es mit dem notwendigen Schmackes, den sich Verkrachte leisten, um die Wunde am Bluten zu halten: ohne Inhalt, aber mit Gefühl. So auch die neueste Tirade aus Potsdam. Platzeck sagt, es steht ihm „bis oben“. Die Frage nach der Länderhochzeit kann er nicht mehr hören. Wer sie stellt, nimmt das Brandenburger Nein nicht ernst. Ohnehin, was soll die Verbindung, wo Berlin 60 Milliarden Euro Schulden mitbringt. Platzeck sagt das, just bevor Wowereit einen Anstandsbesuch bei ihm macht. Die gegenseitige Besucherei läuft schon seit zwei Jahren. Damit soll die gute Zusammenarbeit der Länder dokumentiert werden.

KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB

In der Tat: Die Länder arbeiten gut zusammen. Sie bauen den Großflughafen, sie haben die Gerichte zusammengelegt, die Verkehrs- und Regionalplanung, die Filmförderung und die statistischen Ämter dazu. Nur die Herzen sind nicht verschmolzen. „Es kann doch nicht wahr sein, dass man glaubt, man macht die Fusion mit Berlin nicht, aber ansonsten pickt man sich die Rosinen raus“, polterte Wowereit deshalb kürzlich in Richtung Potsdam und sagte die geplante Zusammenlegung der Wirtschaftsförderung ab.

Niemand soll sich täuschen lassen: Platzeck und Wowereit streiten nicht um Schulden und Geld. Vielmehr buhlen sie um die Gunst – nicht des jeweils anderen, sondern ihres Wahlvolks. Wenn die Brandenburger die Fusion ablehnen, Platzeck aber mit Wowereit turtelt, dann muss er vorher dem Volk nach dem Maul reden. So funktioniert Politik.