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Archiv-Artikel

Ins Abseits getanzt

DISKRIMINIERUNG

Von REA

Der TC Capitol in Bremerhaven hat sich vom Tanzen aufs Rudern verlegt – besser gesagt aufs Zurückrudern. Diana S. und Petra H. werfen dem Tanzverein vor, sie von einem Discofox-Kurs ausgeschlossen zu haben, weil sie lesbisch sind. Damit, gleichgeschlechtliche Paare zu unterrichten, „wollen wir hier gar nicht erst anfangen“, habe der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Simon Brahm zu Diana S. gesagt, berichtete die Nordsee-Zeitung.

Der Tanzverein streitet das auf seiner Homepage ab. „Wenn ein gleichgeschlechtliches Paar in unseren ungleichgeschlechtlichen Paartanzkursen tanzen will, wird ihm mitgeteilt, dass wir zurzeit keinen gleichgeschlechtlichen Paartanzkurs anbieten“, stand in einer ersten Stellungnahme. Kurz gesagt: Lesben dürfen nicht mittanzen und Extra-Kurse gibt’s nicht. Der Text wurde mittlerweile gelöscht.

Nun betont der Vorstand auf der Homepage die offenen und toleranten Grundsätze des TC Capitol und distanziert sich von „diskriminierenden Auswüchsen jeglicher Art“.

Nur von seinem zweiten Vorsitzenden Brahm distanziert sich der Tanzsportclub nicht. „Ein derartiger oder auch nur annähernd ähnlicher Vorfall ist nach Kenntnis des Vorstandes nie passiert“, heißt es auf der Homepage. Lediglich „grobe Kommunikationsungeschicklichkeiten“ räumte der Vorsitzende Axel Rahn gegenüber der taz ein.

Aber es gibt einen weiteren Fall. Nicole Allerheiligen wollte im vergangenen Jahr mit ihrer Verlobten Anji vor ihrer Hochzeit einen Tanzkurs besuchen, gemeinsam mit einem befreundeten lesbischen Paar. Auch sie seien abgewiesen worden.

Einer Frau würde er keine Männerschritte beibringen, habe ein Mitglied des Tanzvereins am Telefon gesagt, erinnert sich Allerheiligen. „Leider stößt man immer wieder auf solche Leute“, sagt die 33-Jährige frustriert. Die richtigen Schritte für den Hochzeitstanz brachte sie sich daraufhin selbst bei. „Aber ich habe mich lange darüber geärgert, weil dieser Tanzkurs für uns wichtig war“, erinnert sie sich.

Auch die neuen Vorwürfe streitet der Verein ab: Jeder könne Mitglied werden, ändern müsse sich deshalb nichts, findet Rahn: „Es bleibt, wie es immer war.“  REA