: Bauarbeiter lehnen Separatfrieden ab
Im Tarifkonflikt am Bau schließt die Gewerkschaft eine separate Lösung für die Streikenden im Norden aus. IG-BAU-Chef Wiesehügel kündigt Strafanzeigen an: In Hamburg sollen Wachleute Reizgas gegen Streikende eingesetzt haben
HANNOVER dpa ■ Im beispiellosen Tarifkonflikt am Bau hat die Gewerkschaft einen „Separatfrieden“ für die streikenden Bauarbeiter im Norden ausgeschlossen. Sie will so lange streiken, bis die Arbeitgeber des Baugewerbes in Niedersachsen und Schleswig- Holstein dem auf Bundesebene erzielten Tarifkompromiss zustimmen.
Der Flächentarif müsse verteidigt werden, sagte der Chef der Gewerkschaft IG BAU, Klaus Wiesehügel, am Donnerstag bei einer Streikversammlung vor mehreren hundert Bauarbeitern in Hannover. Am Sonntag treffen sich Vertreter der Gewerkschaft sowie der Baugewerbeverbände aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein erstmals seit Streikbeginn zu einem Sondierungsgespräch in Frankfurt. Dies sei aber noch nicht die Wiederaufnahme von Verhandlungen, hieß es. Seit elf Tagen befinden sich Bauarbeiter im Norden im unbefristeten Arbeitskampf. Derzeit werden nach Gewerkschaftsangaben rund 260 Baustellen mit knapp 1.800 Beschäftigten bestreikt.
Wiesehügel sagte, die Gewerkschaft könne den Streik lange durchhalten und werde diesen noch ausweiten. „Noch sind die Muskeln gar nicht richtig angespannt.“ DGB-Chef Michael Sommer sagte in Hannover, der DGB werde die BAU-Gewerkschaft bei Bedarf organisatorisch und finanziell unterstützen. Er verwies auf den DGB-Solidaritätsfonds. Wenn die Arbeitgeber hofften, die IG BAU „aushungern“ zu können, würden sie ihr „Wunder“ erleben.
Die Baugewerbeverbände aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein hatten die Mitte Mai nach einer Schlichtung erzielte Tarifeinigung abgelehnt, weil diese aus ihrer Sicht zu teuer ist und Öffnungsklauseln für angeschlagene Betriebe zu unpräzise seien. Alle anderen Baugewerbeverbände sowie die Bauindustrie hatten der Tarifeinigung dagegen zugestimmt. Diese sieht Lohnerhöhungen von 3,1 Prozent ab Juni, einen befristeten Zuschlag von 0,4 Prozent und ab 2008 weitere Anhebungen vor.
IG-BAU-Chef Wiesehügel warf den Arbeitgebern rüde Methoden im Arbeitskampf vor. So verwehrten Arbeitgeber etwa in Hamburg streikenden Bauarbeitern mit Hilfe von „schwarzen Sheriffs“ den Zugang zu Baustellen. Dabei würden auch Pfeffersprays und Schlagstöcke eingesetzt. Wiesehügel kündigte einstweilige Verfügungen und Strafanzeigen an. „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen.“