LESERINNENBRIEFE
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Monopolistischer Opferstatus

■ betr.: „Der flatterhafte Unrechtsstaat“, taz.de vom 14. 11. 14

Der Westen hat dem Osten 40 Jahre fundierte Demokratieerfahrung voraus. Gysi, Enkelmann, Wagenknecht, Kipping und andere kluge Köpfe haben den Schwenk zur Demokratie in Echtzeit vollziehen können und sind längst in der Realität angekommen.

Leider ist dies vor allem den vielen kleinen Mitläufern und FDJ-Funktionärchen nicht so ganz gelungen. Sie leben, zusammen mit Gauck, Merkel und Biermann, in der Vergangenheit und bestehen auf einen monopolistischen Opferstatus. KARL PETER KREINER, taz.de

Niemals dacht ich, geht der fremd

■ betr.: Drachentöter Wolf Biermann

Entmutigung Ach wie habe ich gezittert um den Mann, der nie verbittert mir dasselbe angetragen spielerisch nicht Kopf doch Kragen mutig in den Ring zu werfen, steil der Obrigkeit entgegen.

Ein Tribun und ein Haudegen mit der Klampfe in der Hand und viel Wut unter dem Hemd niemals dacht ich, geht der fremd mit den Bonzen hier wie dort.

Fast vergessen war der Barde, als man seiner sich entsann und ihm eine Bühne bot, dass er noch einmal wie früher über seine liebsten Feinde werfe seinen hassdampfenden Kot.

Ach wie fand ich mich verkannt, als der bitter bittre Barde mir entblößte seinen Sterz einen Kuss darauf zu drücken, wie so mancher feine Herr wenigstens daran zu lecken doch sein Anblick feist und fett animierte mich vielmehr, ihn mit meinem Fuß zu necken.

JOACHIM JORGA, Berlin

Den Gauck kann ich nicht ab

■ betr.: „Der flatterhafte Unrechtsstaat“, taz.de vom 14. 11. 14

Ich habe in Polen den Kriegszustand erlebt mit erschossenen streikenden Bergleuten. Ich weiß, was eine kommunistische Diktatur ist: Es ist die Abwesenheit von grundsätzlichen Freiheiten und eine Verhöhnung der Demokratie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Warum bei all dem doch das Verständnis für die Linke? 1. Es ist die letzte Partei, die man wirklich als links bezeichnen kann. Es ist auch ein Teil ihres Problems, weil sie das Schreckgespenst von Rot-Rot-Grün ist und damit vielleicht eine andere Politik als in den letzten 30 Jahren verkörpert. Das wiegt mehr als DDR-Vergangenheit. 2. Ich habe ein Problem mit der Flexibilität im Umgang mit Diktaturen und Halbdiktaturen je nach deren Herkunftsland oder wirtschaftlichen/politischen Bedeutung. Gleiches gilt für als gesichert geglaubte Grundrechte (DDR = Spitzel, NSA/BND = Abhörmaßnahmen). Merkel stört mich nicht. Sie war immer wortkarg, was ihr Wirken in der DDR betrifft, und es ist okay. Sie schwingt auch selten die freiheitlich-moralische Keule. Den Gauck kann ich nicht ab. Sein fast zelotischer Eifer mit inflationärer und fast schon missbräuchlicher Verwendung des Wortes „Freiheit“ sind manchmal kaum auszuhalten. JAROSLAW MAJCHRZYK, taz.de