der wochenendkrimi
: Die Praktikantin

„Tatort: Sterben für die Erben“, So., 20.15 Uhr, ARD

Wurde auch mal Zeit, dass im Tatort die wichtigste Leistungsträgerin der prekären Gesellschaft zum Einsatz kommt: die Praktikantin. In diesem Fall handelt es sich um Jurastudentin Viktoria (Claudia Fritzsche), die alles besser weiß und deren ehrgeizige Betriebsamkeit die beiden Hauptermittler Odenthal (Ulrike Folkerts) und Kopper (Andreas Hoppe) wie Schlafmützen wirken lässt.

Die junge Frau mit dem brachialen Berufseinstiegswillen ist nur eine unsympathische Person mehr in einem Mörderrätsel, in dem sich keiner der Verdächtigen bemüht, besonders liebenswert zu erscheinen.

Schließlich geht es um viel Geld: Der Besitzer eines Hotels kam auf unnatürliche Weise ums Leben, nun streiten die Erben. Dass sie sich dazu alle in der begehrten Herberge versammelt haben, macht den Ermittlern die Arbeit ein bisschen einfacher.

Eine unerhört leichte Note hat Regisseur Lars Montag ( „2057 – Unser Leben in der Zukunft“) in diese Ludwigshafener Episode gebracht. Wie ein Agatha-Christie-Krimi in der Saumagen-Variante: Das Hotel mit seinem Frühsiebziger-Muff und seiner in Stein gemeißelten pfälzischen Speisekarte wird zum Haupthandlungsort, an dem persönliche Begehrlichkeiten, familiäre Absonderlichkeiten und erbrechtliche Eigenheiten aufeinandertreffen. Für die juristischen Aspekte steht Odenthal und Kopper aber nun ja Viktoria zur Seite, die Wuchtbrumme im Hosenanzug und mit Handy-Knopf im Ohr. Die Figur sollte unbedingt zum festen Personal aufsteigen. Ihr beruflicher Status ist dabei kein Problem: Sie wäre nicht die erste ewige Praktikantin. CHRISTIAN BUSS