Urteil im Pudel-Prozess

DRUNTER UND DRÜBER Nach dem Urteil des Landgerichts darf Golden-Pudel-Club-Besitzer Rocko Schamoni wieder das Dachgeschoss nutzen. Für die Pudel-Freunde ein Teilerfolg im Streit mit dem „Oberstübchen“

„Vielleicht verkaufen sie an uns, wenn die keinen Bock mehr auf unsere Angriffe haben“

Schorsch Kamerun, Mitbetreiber des Golden-Pudel-Clubs

Die Besitzer des Szene-Klubs „Golden Pudel“ nahe des Fischmarktes dürfen das Dachgeschoss des dreistöckigen Gebäudes mit nutzen – und sie bekommen sogar einen eigenen Satz Schlüssel. Eigentlich Kleinkram, aber im Streit zwischen dem Betreiber des Pudel-Clubs, Rocko Schamoni, und Wolf Richter, der das Restaurant und Café „Oberstübchen“ im ersten Stock betreibt und das Dachgeschoss für die Pudel-Leute absperrte, musste das Landgericht dazu am Freitag erst ein Urteil sprechen.

Schamoni und Richter kauften das Haus neben der von Anwohnern erkämpften Parkanlage Park Fiction 2008, um es dem Markt zu entziehen. Dort waren der Club, der Pudelsalon und das Archiv von Park Fiction untergebracht. Allerdings wollten die langjährigen Freunde das Gebäude unterschiedlich nutzen – und verkrachten sich. Das Café ist kommerziell, der Club im Erdgeschoss soll eine „der letzten nicht gewinnorientierten Instanzen im Hafenkiez“ sein.

Im Kern streiten Oberstübchen-Lager und Pudel-Club-Freunde aber um Geld. Das Oberstübchen zahlt nichts, weil im Vertrag steht, dass Projekte, die keinen Gewinn erwirtschaften, auch keine Miete zahlen müssen. Doch daran, dass sich der Laden nur selbst trägt, zweifeln Pudel-Club-Unterstützer wie Mitbetreiber Schorsch Kamerun. „Das Café wird oft für Veranstaltungen vermietet“, sagt Kamerun.

Die Gewinne des Oberstübchens waren deshalb auch Thema vor Gericht. Richter muss nun seine Geschäftsberichte offenlegen. Gegenüber der taz will er sich erst äußern, wenn ihm das Urteil schriftlich vorliegt. Dagegen veröffentlichte der Pudel-Club eine schriftliche „Erklärung zum Rechtsstreit“.

Das Urteil sei ein „Teilerfolg auf unserem Weg zu einer komplett gemeinschaftlichen Nutzung des Gebäudes“. Jetzt könne das Oberstübchen verpflichtet werden, sich an den Kosten für das Haus zu beteiligen. „Es kann nicht sein, dass der Pudel-Club für alles bezahlt“, sagt Kamerun. Zum Auszug gezwungen werden kann das Oberstübchen nicht. „Vielleicht verkaufen sie an uns, wenn sie keinen Bock mehr auf unsere Angriffe haben“, sagt Kamerun, der Haus und Kosten zumindest gerecht teilen möchte. Die Öffnung des Dachgeschosses sei ein Anfang – dort könnten Veranstaltungen stattfinden: „Aber erst mal schauen, wie wir miteinander klarkommen.“  REA