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Archiv-Artikel

AfD häutet sich

PARTEITAG Die schleswig-holsteinische AfD sieht sich auf dem Weg zur Volkspartei und will als Anwältin von innerer Sicherheit und klassischer Familie punkten

Der Landesverband Schleswig-Holstein der Alternative für Deutschland (AfD) will das Image loswerden, nur Ventil für Protestwähler und Sammelbecken auch Rechtsextremer zu sein. Und mehr bieten als Euro-Skepsis, Kritik an Zuwanderung und Asylverfahren. „Wir sind keine Protestpartei, wir sind eine Verantwortungspartei“, sagte AfD-Vorstandsmitglied Jürgen Joost beim Landesparteitag am Samstag in Neumünster.

Zuvor hatten die beiden Sprecher des Landesverbandes, Jannis Andrae und die Europaparlamentarierin Ulrike Trebesius, in dem mit Deutschland-, Schleswig-Holstein- und Europafahne geschmückten Saal der Holstenhallen den Rahmen abgesteckt: Die Afd soll als Partei der sozialen Marktwirtschaft, als Anwältin der klassischen Familie, Hüterin der inneren Sicherheit und Bewahrerin des Gymnasiums wahrgenommen werden. Andrae beschwor die Vision einer Volkspartei. Die sieben Prozent Zustimmung bei einer Wahlumfrage in Schleswig-Holstein seien nicht das Ende der Fahnenstange.

„Die Partei häutet sich“, sagte Trebesius. Sie befinde sich in einem „Selbstreinigungsprozess“, an dessen Ende sich manche Mitglieder enttäuscht abwenden würden. Trebesius nannte den Fall des Stormarner Kreissprechers Dirk Helms, der vor seinem drohenden Rauswurf selbst die AfD verließ. Helms hatte in einem Vortrag behauptet, die Alliierten hätten nach dem Zweiten Weltkrieg die Gaskammern im KZ Dachau nachträglich eingebaut, um zu täuschen.

„95 bis 98 Prozent unserer Mitglieder sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft – darunter Lehrer, Rechtsanwälte, Ärzte“, betonte Trebesius. Nach Neumünster sind 150 der 942 Mitglieder des im April 2013 gegründeten Landesverbandes gekommen, überwiegend ältere Männer. Es gibt keine Delegierten: „Das ist hier basisdemokratisch“, sagte Trebesius.

Nach mehreren debattierten, aber verworfenen Änderungsanträgen wird schließlich mit großer Mehrheit der ursprüngliche Text des Landesvorstands mit dem Titel „Unser Land muss wieder in Ordnung gebracht werden“ verabschiedet.  (dpa)