Pläne für Gaddafis Zukunft

LIBYEN Immer mehr Nato-Staaten können sich einen Verbleib des Machthabers im Land vorstellen. Auch die Rebellen modifizieren ihre bisherige Position

LONDON/BENGASI/BERLIN dpa/rtr/taz | Der Sondergesandte der UNO für Libyen, Abdul Elah al-Chatib, hat am Montag Gespräche mit Rellenführern in Bengasi geführt. Ziel seiner Mission ist ein „politischer Prozess“, um den bewaffneten Konflikt zu beenden. Eine konkrete Initiative gebe es allerdings noch nicht. Chatib, ein jordanischer Politiker, wollte am Dienstag auch mit Vertretern des Gaddafi-Regimes in Tripolis sprechen.

Derzeit gibt es Spekulationen darüber, ob ein wie auch immer geartetes Abkommen zustande kommt, ehe der islamische Fastenmonat Ramadan am 1. August beginnt. Das Mandat der Nato für ihre Luftangriffe läuft am 27. September aus.

Die Reise von Chatib fällt in eine Zeit, wo ein Verbleib Gaddafis im Land im Falle eines Rücktritts von immer mehr Seiten in Erwägung gezogen wird.

Nach Frankreich hat sich jetzt auch Großbritannien für diese Möglichkeit ausgesprochen. Premierminister David Cameron hatte im Frühjahr zu Beginn des Nato-Einsatzes in Libyen gesagt, Gaddafi müsse zurücktreten und das Land verlassen. Der britische Außenminister William Hague sagte nach einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Alain Juppé in London am Montagabend zugleich, Gaddafi müsse die Macht abgeben. Über sein Schicksal müsse das libysche Volk entscheiden. Weder Großbritannien noch Frankreich hätten das Recht, über die Zukunft Gaddafis zu entscheiden, sagte Hague. Die USA und Italien hatten zwar erklärt, Gaddafi müsse gestürzt werden, nahmen jedoch auch die Formulierung über die Rolle des libyschen Volkes auf. Damit ließen auch sie die Möglichkeit offen, dass Gaddafi in seiner Heimat bleiben könnte.

Auch ein Führer der Rebellen zeigte sich im Falle eines Machtverzichts Gaddafis entgegen der bisherigen Position offen für dessen Verbleib in Libyen.

„Gaddafi kann in Libyen bleiben, aber es wird Bedingungen geben“, zitierte das Wall Street Journal am Montag den Chef des Nationalen Übergangsrats, Mustafa Abdel Dschalil. Die Rebellen würden festlegen, wo Gaddafi und seine Familie sich aufhalten dürften und wer sie überwache. Bislang hatten die Aufständischen stets gefordert, dass der Machthaber das Land verlassen müsse.