: „Ich bin ein Fan der Vielfalt“
KONZERT Habib Koité singt für die Einheit seines Heimatlandes Mali. Heute gastiert er in Hamburg
■ 56, ist einer der bekanntesten Sänger Malis. Er stammt aus einer Musikerfamilie und studierte Musik.
taz: Herr Koité, auch nach dem offenen Krieg droht Ihr Heimatland Mali noch auseinanderzufallen. Auf ihrem neuen Album „Soô“ werben Sie für das Miteinander – warum?
Habib Koité: Soô ist ein Wort aus der Bambara-Sprache und bedeutet so viel wie Zuhause. Zuhause ist aber nicht nur das eigene Zuhause, sondern auch der Ort, wo man ist oder sein möchte. In vielen Stücken dieses Albums geht es um das Miteinander, die Nachbarschaft, das Gemeinsame – wir müssen lernen, uns gegenseitig zu respektieren, in Frieden miteinander zu leben. Das ist die zentrale Botschaft.
Sie leben nicht wie viele andere afrikanische Musiker in Paris oder London, sondern sind in Bamako geblieben. Wie kommt das?
Ich habe meine ganze Familie in Bamako. Das sind immerhin 17 Brüder und Schwestern und auch alle meine Schulfreunde leben in Bamako. Hinzu kommt meine eigene Familie und so habe ich viele gute Gründe, um immer wieder zurückzukehren. Bamako ist meine Stadt, hier habe ich alles, was mir wichtig ist und auch das Wetter und die Vielfalt gefallen mir.
Ist das auch ein Grund, weshalb Sie nicht nur in einer Sprache wie zum Beispiel Bambara singen, sondern auch in Malinké oder Khassonke?
Ich möchte möglichst viele Menschen in Mali erreichen, möchte sie ansprechen, zum Nachdenken bringen. Und da ist Musik ein gutes Medium. Das haben wir malischen Musiker auch bei „Maliko“, unserem gemeinsamen Lied gegen den Krieg und für die Vielfalt, 2012 bestätigt bekommen. Da in Mali aber mehr als dreißig Sprachen gesprochen werden, singe ich in mehreren dieser Sprachen – ich glaube, bei Soô sind es vier.
Sie engagieren sich schon seit Langem für die Einheit Malis. Was bedeutet sie Ihnen persönlich?
Ich bin ein Fan der kulturellen Vielfalt, die wir in Mali haben. Bereits 1995 habe ich „Fatima“ geschrieben, ein Stück über einen jungen Mann, der das ganze Land durchwanderte auf der Suche nach einer Frau. Dabei ging es damals schon um die Probleme, die es im Norden gibt und deshalb habe ich die zentrale Botschaft des Stückes in Tamascheq gesungen – einer Tuaregsprache.
Und die Botschaft war auch damals schon ein Appell für das friedliche Zusammenleben der Ethnien?
Ja, genau und dafür trete ich heute auch ein. Ich versuche, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. Interview: KNUT HENKEL
20 Uhr, Fabrik