: Nicht wirklich für uns im Einsatz
VOLKSVERTRETER Die Erfahrungen mit den Abgeordneten des Parlaments sind ernüchternd. Sie verfolgen oft nur ihre Eigeninteressen und vernachlässigen ihre Wahlkreise
VON NYEIN EI EI HTWE
Die Wahlen 2010 sorgten für ein Parlament mit vielen Abgeordneten, die ihre Wahlkreise repräsentieren. Es ist gut und richtig, dass es starke Vertreter gibt, die sich um die besonderen Bedürfnisse ihrer Wahlkreise kümmern, indem sie von der Regierung direkt Hilfe fordern. Aber wenn diese Vertreter nur daran interessiert sind, im Parlament zu sein oder sich nur um nationale Fragen, aber nicht Probleme ihres Wahlkreises kümmern, verstehen wir ihre Rolle nicht.
U Thein Nyunt gewann 2010 in Ranguns Bezirk Thingankyun das Mandat für die Nationale Demokratische Kraft (NDF), eine Abspaltung der oppositionellen NLD. Die hatte die Wahlen noch boykottiert. Er widmet sich überwiegend nationalen Themen wie etwa der Abschaffung der Notstandsgesetze von 1950.
Die Menschen in Thingankyun begrüßen diesen Einsatz. Aber der Abgeordnete vernachlässigt ihre Alltagsprobleme. Während er sich nationalen Fragen widmet, fällt in seinem Bezirk öfter der elektrische Strom aus als anderswo, gibt es weniger Telefonleitungen, aber viele Landkonflikte, Überschwemmungen und ähnliche Probleme, um die er sich nicht kümmert oder bei denen er vergisst, die Regierung zur Hilfe zu drängen.
Die Bewohner in seinem Wahlkreis sind stolz, einen so bekannten Abgeordneten zu haben. Aber trotzdem sind sie sich unsicher: Denn so gut er in nationalen Fragen auf Abhilfe drängen kann, so sehr vernachlässigt er, sich wirklich für die Interessen der Menschen seines Wahlkreises einzusetzen.
Der Abgeordnete für Ranguns Bezirk Dagon Seikhan, Dr. Myo Aung, hat seinen Wahlkreis nur einmal und das ausgerechnet am Wahltag besucht. Da hat er viel zur Verbesserung des Bezirks versprochen und den Bewohnern sogar die Realisierung ihrer Träume. Er wurde sofort gewählt. Damit wurde zumindest sein Traum wahr, Abgeordneter des Bezirks zu werden. Doch seitdem hat er nie wieder seinen Wahlkreis besucht. Dort wissen die Menschen nicht, wie sie ihn dazu bringen können, ihre Interessen zu vertreten.
Karriereträume
Die Abgeordneten sitzen jetzt im Parlament. Einige arbeiten daran, bekannt zu werden, andere schlafen dort und träumen dabei für sich und nicht die Menschen, die sie vertreten sollen, wie diese glauben.
So wissen viele Menschen in Myanmar gar nicht, was die Abgeordneten ihres Wahlkreises eigentlich im Parlament in Naypyidaw machen und können sich auch nicht auf sie verlassen.