: Christliches Dialogverständnis
betr.: „Ende des Kuscheldialogs“, taz vom 2. 7. 07
Solche Wortschöpfungen wie „Kuscheldialog“ sind nicht nur flauschig-lustige Wortschöpfungen, sondern drücken mehr oder weniger gewunden aus, wie der christliche Partner den Dialog versteht: Nämlich als mehr oder weniger heftigen Vorhalt, dass der andere Partner eigentlich so denken und reden müsste wie mann selbst, wäre der andere nur endlich selbst zum rechten Christenmenschen geworden, statt immer noch – und wider besseres Wissen – Muslim oder Jude oder von mir aus auch Gummibärchen zu bleiben. Für Frauen gelten da übrigens gerade wegen des emanzipativen Gehalts christlicher Religion verschärfte Bedingungen, das nur nebenbei.
Rabbiner Rothschild fasste das Dialogverständnis vor kurzem bei einer Veranstaltung zu dieser „umstrittenen „Islam-Handreichung sehr locker-flockig-treffend in der Bemerkung zusammen: Besser ’ne Handreichung als ’nen Faustschlag! Nur beste Sponti-Spruch-Tradition oder realitätsgerechte Kurzfassung von Diaspora-Erfahrung in christlicher Umwelt?
Und dann dürfen wir nicht vergessen, dass evangelische Religionslehrer im Lande Berlin bei Erteilung von Ethik-Unterricht in einen Loyalitätskonflikt kämen. Wahrscheinlich nicht mit der Ethik, sondern mit ihrem Landesbischof Huber. So viel zur Demokratiefähigkeit monotheistischer Religion christlicher Provenienz. Das ist unser Knackpunkt! Und nicht, ob „der Islam“ sich irgendwie fiskalisch fassbar volkskirchlich organisieren könnte … und deshalb im Rundfunkrat sitzen dürfte. CHRISTINE RÖLKE-SOMMER, Berlin