: Jukebox
Älteres Liedgut. Weiß man nicht, wie zu singen
Schön wäre es, wenn Sie kurz mal die rechte Hand aufs Herz legen könnten. Danke. Jetzt wird Patriotismus gespielt.
Seit der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr lässt sich eben ein gesteigertes Interesse an den so genannten nationalen Symbolen feststellen. Nur Olli Kahn hielt beim gemeinschaftlichen Absingen des Deutschlandliedes eisern die Klappe. Und, klar gibt es weitere Verweigerer, die hartnäckig meinen, getrost auf die Hymne verzichten zu können, wie überhaupt auf das Schwarz-Rot-Gold und das ganze Deutschtum drum rum. Vielleicht eine Täuschung. Denn fällt das alles weg, stehen sie schnell nur anti ohne deutsch recht haltlos im nicht mehr definierten Raum herum.
So oder so braucht man die nationalen Symbole. Als Jimi Hendrix in Woodstock (das irgendwie doch der Rechtsnachfolger vom „Summer of Love“ war, der gerade sein 40-jähriges Jubiläum feiert; womit auch das hier gleich mal abgehakt wäre), als Hendrix also den „Star-Spangled Banner“, die US-Hymne, an der Gitarre zerschliss, war das schon ein Kommentar auf den in Vietnam und sonst wo zerpflückten amerikanischen Traum. Natürlich hätte er genauso gut auf der Bühne die US-Flagge verkehrt herum aufhängen können. Das hört sich aber nicht so gut an.
Das sind nun allerdings so Geschmacksfragen, die ja wiederum das kapitalistische System am Laufen halten (musikalisch und modisch waren und sind die sozialistischen Zuteilungsgesellschaften eher eine traurige Sache), in das sich auch das Projekt DSDS einreiht. Also „Deutschland sucht die Superhymne“, bei dem am Sonntag im Ballhaus Naunynstraße (20 Uhr) unter sechs Finalisten gewählt werden darf. Weil man bei dem Kunstprojekt der Meinung ist, dass es Zeit für eine neue Hymne für dieses Land sei. Dabei ist doch nicht einmal die alte wirklich allgemein bekannt. Manchmal findet sich in den Zeitungen der Hinweis, dass wieder irgendwo in der Welt bei Ehrungen die olle DDR-Hymne (nach Brecht ein Liedchen aus alter Zeit, nicht mehr zu singen) zum Einsatz kam. Versehentlich. Natürlich. Und dass es auch bei der bundesdeutschen Hymne einiges an Textunsicherheit gibt, bezeugte einst Sarah Connor bei ihrem Einsatz in der Münchner Allianz-Arena mit „Brüh im Lichte dieses Glückes …“ Eigentlich ein gnadenloser Protest. Wie bei Hendrix.
Ach ja, nehmen Sie nur bitte wieder die Hand vom Herzen. Sieht doch wirklich lächerlich aus. THOMAS MAUCH