: Theater um Theater
Klaus Wowereit gab den Retter der Ku’damm-Bühnen. Ob das ein doppeltes Spiel war, fragen nicht nur die Grünen
Gerade erst hat ihn der Tagespiegel zum König der Berliner Kultur gekrönt. Doch nun fällt aufs Königsbild ein dunkler Schatten: Hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor einem Jahr wider besseres Wissen um die von Schließung bedrohten Bühnen am Kurfürstendamm gekämpft?
Die Vermutung liegt nahe, wie die Antwort von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) auf eine Anfrage der grünen Kulturpolitikerin Alice Ströver zeigt. Denn Sarrazin musste einräumen, dass der Diepgen-Senat 1998 den Bestandsschutz für die Theater für 2 Millionen Mark verkauft hatte. Demnach sollten Theater und Komödie am Kurfürstendamm nur noch bis Ende 2004 existieren. Die – auch vom Neueigentümer Fortress – beabsichtigte Schließung der Theater ist also kein politischer Skandal, sondern ein abgemachter Deal.
Im RBB Kulturradio warf Ströver dem Regierenden Bürgermeister gestern Zynismus vor. Wowereit habe gewusst, dass die Garantie für die Nutzung des Gebäudes durch die Theater aufgehoben gewesen sei. Der Regierende Bürgermeister hätte die Theater unter Denkmalschutz stellen und damit retten können. Dies habe er in verantwortungsloser Weise versäumt.
Wowereit wies die Kritik der Grünen zurück. „Der jetzige Senat hat damit nichts zu tun“, sagte er. Ob jemand im Senat davon gewusst hat, ließ Wowereit offen: „Ich weiß nicht, ob diese Regelungen im Haus bekannt waren.“
Nicht nur Theaterdirektor Martin Woelffer spricht inzwischen von einem „politischen Skandal“. Auch CDU-Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns sagte, mit dem Verkauf des Bestandsschutzes sei „der Zukunftsfähigkeit wichtiger Kultureinrichtungen erheblicher Schaden zugefügt worden“. Dass Wowereit trotz des Wissens um dieses Verkaufsgeschäft vor allem im Wahlkampf des letzten Jahres den großen „Kümmerer“ um den Erhalt der Bühnen inszeniert habe, sei „peinlich“.
Unterdessen ist die Räumungsfrist für die beiden Bühnen im Ku’damm-Karree verlängert worden. Das Theater am Kurfürstendamm muss nun bis zum 15. Januar 2008 ausziehen, die Komödie ein halbes Jahr später. UWE RADA