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Archiv-Artikel

Zöllners gefährliches Spiel mit den Unis

Der Wissenschaftssenator verschlechtert mit seiner Idee einer „Super-Uni“ die Chancen der Berliner Hochschulen beim bundesweiten Exzellenzwettbewerb. Uni-Mitarbeiter und Experten sind irritiert. Der Wissenschaftsrat beschwichtigt

VON ANTJE LANG-LENDORFF

Ausgerechnet ein Vorschlag des Wissenschaftssenators könnte zwei Berliner Unis um viel Geld bringen. Denn die von Jürgen Zöllner (SPD) geplante „Super-Uni“, eine übergeordnete Institution für exzellente Forschung, verschlechtert möglicherweise die Aussichten von Humboldt- und Freier Universität beim zweiten bundesweiten Exzellenzwettbewerb. Das befürchten Vertreter der Hochschulen.

Zöllner hatte bei der Vorstellung seines Masterplans für Wissenschaft in der vergangenen Woche angekündigt, das Land werde 185 Millionen Euro zusätzlich in die Unis investieren. Um die Forschung zu stärken, wolle er die „Exzellenzfelder der Berliner Wissenschaftseinrichtungen zusammenführen“. Dazu solle eine „gemeinsame, international identifizierbare, handlungsfähige Struktur entstehen“. Wie dieses Konstrukt genau aussehen soll, ist unklar.

Zunächst bringt Zöllners Vorschlag neue Probleme für die alten Unis: FU und HU sind beim laufenden Exzellenzwettbewerb der deutschen Unis zusammen mit sechs anderen Kandidaten in die engere Auswahl gekommen. Im Oktober fällt die Entscheidung, wer Elite-Uni wird und damit die großteils vom Bund finanzierte Förderung von 21 Millionen Euro pro Jahr erhält.

In ihrer Bewerbung mussten die Unis ein Zukunftskonzept vorlegen. Der neue Plan von Zöllner kommt in den FU- und HU-Anträgen nicht vor. Warum aber sollten sich die Mitglieder der Auswahlkommissionen für das Zukunftskonzept einer Berliner Uni entscheiden, wenn die Wirklichkeit in Kürze ganz anders aussieht?

Der akademische Direktor der Hertie School of Governance, Michael Zürn, war in der letzten Runde des Exzellenzwettbewerbs Mitglied der Auswahlkommission. „Zöllners Vorschlag ist irritierend“, sagt er. Zürn begrüßt zwar, dass der Senator mehr Mittel in die Wissenschaft investieren will. Den Zeitpunkt, den Zöllner für die Ankündigung einer übergeordneten Institution gewählt hat, hält er jedoch für ungünstig. „Berlin hätte so etwas schon vor mehreren Jahren aufbauen sollen. Dann hätten die Unis auch bei der ersten Runde des Exzellenzwettbewerbs bessere Chancen gehabt.“

Die Präsidenten von FU und HU wollen sich zum Vorstoß des Senators derzeit nicht äußern. Doch spricht man mit anderen Vertretern der Universitäten, klingt die Sorge durch. „Wir hoffen, dass Zöllners Vorschlag die Gutachter nicht negativ beeinflusst“, sagt eine Mitarbeiterin der HU, die nicht namentlich genannt werden will.

Auch ein FU-Professor, der an den Anträgen zum bundesweiten Exzellenzwettbewerb mitgewirkt hat, findet den Vorschlag einer Super-Uni zum jetzigen Zeitpunkt problematisch. Die exzellenten Forschungsfelder der FU seien ein zentraler Bestandteil des Zukunftskonzepts der Uni. „Wenn man sie nun in eine andere Institution auslagern will, passt das nicht zusammen.“

Auch Zöllners Ansatz, mit einem neuen Institut einen neuen Namen für exzellente Forschung in Berlin zu etablieren, leuchtet dem Professor nicht ein. „Es ist sehr schwer, als Universität einen Markennamen aufzubauen.“ Der Vorschlag des Senators zeige, dass er dem symbolischen Kapital der Freien Universität und der Humboldt-Universität nicht traue. „Dabei haben wir eine lange Tradition, wir haben klangvolle Namen.“

Sabine Behrenbeck vom Wissenschaftsrat, der den Exzellenzwettbewerb gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausrichtet, versucht, die Gemüter zu beruhigen: Zöllner habe immer betont, dass die Anträge der Exzellenzinitiative für ihn Priorität haben. Sie glaubt, dass ein Widerspruch vermieden werden könne. „Die Förderung ist an den Antrag gebunden. Das Geld kann nicht beliebig ausgegeben werden.“