In Richtung Nachhaltigkeit

SIEGEL In der Praxis erweist sich die Kontrolle von Umwelt- und Sozialkriterien bei IT-Gütern als schwierig. Große Hersteller dürfen sogar das TCO-Label behalten, obwohl sie gegen bestimmte Standards verstoßen

Ein Fairtrade-Siegel für Elektronikprodukte gibt es bis heute nicht. Allerdings wird daran gearbeitet. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass zum Beispiel in einem Handy rund 60 verschiedene Stoffe stecken, darunter Metalle wie Kupfer, Silizium, Aluminium, Kobalt, Lithium, Silber und Gold. Die Arbeitsbedingungen bei all den am Produktionsprozess beteiligten Firmen zu kontrollieren ist deshalb nicht einfach. Doch TransFair will als Herausgeber des Fairtrade-Siegels in den nächsten zwei Jahren Standards für IT-Fabriken entwickeln, die als Grundlage für fair produzierte Elektronika dienen sollen.

Ein Ökosiegel für IT-Produkte existiert dagegen schon: das Nachhaltigkeitslabel des schwedischen Unternehmens TCO. Es überprüft Umwelt- und Sozialkriterien bei Computern, Smartphones und Co.. Doch laut einer im August von TCO veröffentlichten Studie verstoßen 15 von 17 TCO-zertifizierten Herstellern, darunter Größen wie Samsung, Dell, HP und Lenovo, nicht nur gegen die eigenen Verhaltenskodizes und lokale Arbeitsgesetze, sondern damit auch gegen die Anforderungen von TCO. Trotzdem dürfen die Hersteller der dokumentierten Verstöße vorerst weiter mit dem Siegel werben. Warum? Um die IT-Industrie in eine nachhaltige Richtung zu führen, ist es laut TCO nötig, genügend Marken im Boot zu behalten – zumal es auch Fortschritte gibt und die beteiligten Hersteller inzwischen insgesamt transparenter und verantwortungsbewusster agieren. OS