piwik no script img

Archiv-Artikel

„Montag ist Widerstandstag“

DEMONSTRATION Seit 2004 steht eine kleine Schar montags auf dem Marktplatz und protestiert

Jobst Roselius,

■ 67, ist Rentner, Mitorganisator der Bremer Montagsdemo und Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD).

taz: Herr Roselius, die wievielte Montagsdemo findet heute statt?

Jobst Roselius: Es ist die 338.! Im August 2004 haben wir angefangen. Damals war die „heiße Phase“. Viele Menschen wollten, dass die Hartz-Gesetze rückgängig gemacht werden, die der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder gemacht hat. Es ist sogar noch schlimmer geworden, denn seit Angela Merkel sind Leih- und Zeitarbeit angestiegen.

Heute veranstalten Sie eine Anti-Atom-Mahnwache. Warum bleiben Sie nicht bei Hartz IV?

Die Umkehr von Hartz IV ist nach wie vor unser Hauptpunkt. Aber es gibt so viele Stellen, an denen etwas schiefläuft. Seit Fukushima demonstrieren wir eben auch gegen Atomkraft. Wir integrieren in einer Montagsdemo viele Themen. Der Ablauf ist in der letzten Zeit derselbe.

Wie denn?

Um 17.30 Uhr fangen wir an. Die erste halbe Stunde ist der Abschaffung von Hartz IV gewidmet. Nach dem Domläuten kommt die Anti- Atom-Mahnwache und ein Demonstrationszug zum Hauptbahnhof. Um 18.45 Uhr solidarisieren wir uns dort mit den Stuttgart 21- Gegnern. Der Montag ist Widerstandstag.

Ihre Gruppe ist nicht größer geworden, eher kleiner. Warum machen Sie weiter?

Wir sehen da eine moralische Verpflichtung. Nach dem Unglück von Fukushima hatten wir einen großen Zulauf. Da waren bei unserer Demo schon mal 3.000 Menschen dabei. Aber seit dem Moratorium kamen weniger Leute. Und bei Hartz IV sind viele Empfänger resigniert und gehen deshalb wenig auf die Straße. Aber wir wollen, dass das Sozialsystem so wird, wie es vor den Hartz-Gesetzen war.

Interview: Laura Koch

Montagsdemo: 17.30 Uhr, Marktplatz