DAS WETTER: DER FALSCHE VETTER

Inzwischen war er ein berühmter Verteidiger, spielstark auf dem Platz und außerhalb des Grüns heiß begehrt. Antonio Rüdiger hatte seine Neuköllner Heimat eingetauscht gegen die große, weite Welt des Fußballs. Doch eines Tages meldete sich ein junger Neuköllner bei ihm. Er sei sein Vetter, man habe sich aber durch familiäre Wirren noch nie kennengelernt, behauptete der Briefschreiber, denn so suchte der vermeintliche Vetter Kontakt zum teuren Verwandten. Er heiße übrigens Rüdiger Antonio, und das sei kein Witz, denn mit Namen mache man keine Scherze, erklärte der Verfasser ernst. Die rein zufällige Überkreuzung der Namen ergebe sich durch die Heirat eines Großcousins dritten Grades mit einer Halbschwester des Onkels von … – „Was soll’n der Scheiß?!“, entfuhr es Antonio Rüdiger, der das Schreiben zusammenknüllte und so auf robuste Verteidigerart einen dreisten Betrugsversuch lässig entlarvte.