heute in bremen : „Lieber kurze Vollzeit für alle“
Von wegen Florida: Arbeitswissenschaftler diskutieren über Arbeit im Alter
taz: Herr Spitzley, was ist das Problem an der Rente mit 67?
Helmut Spitzley, Professor für Arbeitswissenschaft, Uni Bremen: Mit der Rente mit 67 sollen die Rentenkassen geschont werden, aber in Wirklichkeit wird das finanzielle Problem nur verlagert. Denn die Arbeitslosigkeit wird größer, weil die Älteren, die zu längerer Arbeit gezwungen werden, die Einstellung junger Menschen blockieren – unfreiwillig wohlgemerkt. Es müssen also mehr Menschen Arbeitslosengeld beziehen.
Viele Ältere finden aufgrund ihres Alters keinen Arbeitsplatz mehr. Was ist mit denen, die gerne noch arbeiten würden?
Wir sollten alles tun, dass Ältere gute Arbeit haben und auch gesund alt werden können. Später wäre ein schrittweiser Ausstieg aus der Erwerbsarbeit sinnvoll, denn es gibt auch jenseits der Erwerbsarbeit viel Nützliches und Beglückendes im Leben.
Ohne Arbeit haben sie weniger Einkommen.
Eigentlich ist genug Geld vorhanden. Die Arbeitsproduktivität in Deutschland wächst ständig und damit auch der Reichtum. Der wird aber nicht gerecht verteilt.
Was ist Ihr Lösungsvorschlag?
Ich plädiere für eine „kurze Vollzeit für alle“. Wir sollten den wachsenden gesellschaftlichen Reichtum und die knappe Erwerbsarbeit möglichst fair auf alle Generationen verteilen. Wenn wir das hinbekommen, könnte die durchschnittliche Arbeitszeit zukünftig vielleicht bei 30 Stunden in der Woche liegen.
Interview: AST
Diskussionsveranstaltung „Länger arbeiten – Königsweg oder Mogelpackung?“: 20 Uhr im Forum Kirche, Hollerallee 75.