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Archiv-Artikel

Viele für Schule für alle

Laut einer Umfrage sind 56 Prozent der Berliner für die Gemeinschaftsschule. Modellprojekt startet im Herbst

Die Mehrheit der Berliner will eine Gemeinschaftsschule für alle Kinder nach finnischem Vorbild. Das ergab eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag der Berliner Morgenpost und der RBB-„Abendschau“. Demnach plädieren 56 Prozent der Befragten dafür, eine Schule für alle bis zur zehnten Klasse einzuführen. 36 Prozent halten ein zweigliedriges Schulsystem für besser. Dabei sollen Haupt- und Realschule zusammengelegt werden.

Unentschieden sind die Berliner allerdings in der Frage, ob die Hauptschule überhaupt abgeschafft werden soll. 45 Prozent der Befragten stimmten dafür, 42 Prozent dagegen. Offenbar haben sich auch Verfechter der Gemeinschaftsschule dafür ausgesprochen, die Hauptschule zu behalten – was widersinnig ist. In der Gemeinschaftsschule sollen schließlich alle Schüler bis zur zehnten Klasse gemeinsam unterrichtet werden. Vorbild sind Schulsysteme aus skandinavischen Ländern, die beim Pisa-Bildungstest besonders gut abgeschnitten haben. Die Gemeinschaftsschule ist in Berlin vor allem ein Anliegen der Linken. Die rot-rote Koalition hatte die Einführung solcher Schulen als Modellprojekt beschlossen und 22 Millionen Euro für den Versuch zur Verfügung gestellt. 63 Schulen haben inzwischen ihr Interesse angemeldet. Wie viele der insgesamt 800 Berliner Schulen tatsächlich von Herbst 2008 an teilnehmen werden, steht laut Bildungsstaatssekretär Eckart Schlemm (SPD) noch nicht fest.

Eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa kam zu weniger deutlichen Ergebnissen als die von Infratest dimap: Demnach sprachen sich 39 Prozent der Hauptstädter für die Gemeinschaftsschule aus. Weitere 32 Prozent plädierten für ein zweigliedriges Schulsystem. Die Umfrage unterschied zwischen Ossis und Wessis: Die Ostberliner wünschten sich demnach mehrheitlich (49 Prozent) die Gemeinschaftsschule, viele Westberliner (33 Prozent) hielten ein zweigliedriges Schulsystem für die beste Lösung. Für den Erhalt des bisherigen Schulsystems waren bei der Befragung nur 23 Prozent. DPA, DDP, TAZ