Der Bock als Gärtner

DAILY DOPE (685) Nach insgesamt drei Dopingfällen in der Astana-Nachwuchsmannschaft macht Teamchef Alexander Winokurow den Laden dicht und nennt die jungen Delinquenten „Verrückte“

Bis auf die Homepage des Astana-Nachwuchsteams Continental hatte es die Entscheidung vom Astana-Chef, Alexander Winokurow, noch nicht geschafft. Da wurden weiter munter die Siegertrikots und Jubelposen der Mannschaft nach Rennen vor allem in Asien, aber auch beim italienischen Nachwuchsrennen Giro Bio präsentiert. Zu den letzten beiden Dopingfällen, die binnen weniger Tage das Maß auf fünf Astana-Doper in dieser Saison geschraubt haben, findet man immerhin ein Statement: „Alle Fahrer und Mitarbeiter des Continental Teams Astana sind schockiert über die Nachricht der UCI“, heißt es zum vorletzten Steroidfall des 20-jährigen Kasachen Viktor Okischew, der am 19. November bekannt wurde.

Doch es gibt mittlerweile einen neuen Fall: Bei Artur Fedossejew, ebenfalls 20, ebenfalls Kasache, wurden ebenfalls Steroide gefunden. Er wurde in dieser Woche suspendiert. Im Oktober wurde überdies der Fall von Ilja Davidenok bekannt. Den 22-Jährigen, als aktueller kasachischer Meister und WM-Achter beim U23-Rennen in Ponferrada der Star der Nachwuchstruppe, erwischte man wie später seine Helfer mit Steroiden im Körper. Pikant ist, dass der vielversprechende junge Mann bereits offiziell bei den Profis mittrainieren durfte.

So halb zählt er also zum Team um den Toursieger Vincenzo Nibali, selbst wenn der Italiener ihn bei Rennen noch nicht an seiner Seite hatte. Anders war dies bei den Brüdern Maxim und Walentin Iglinski. Maxim Iglinski, vor zwei Jahren immerhin selbst Sieger beim Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich, war sogar eine Stütze in der Toursiegermannschaft im Juli. Die Iglinskis waren im August mit Epo erwischt worden; anderthalb Monate nach den Tests wurde die Nachricht bekannt.

Bei den Nachwuchsfahrern dauerte das Prozedere vier bis sechs Monate. Eine Erklärung für diesen Verzug bei der Bekanntgabe der positiven Probe gab der Weltverband UCI nicht. Winokurow, ehemaliger Doper, beendete nun das Kapitel Continental Team Astana. Die Mannschaft sei „auf unbestimmte Zeit suspendiert“, sagte er der Gazzetta dello Sport. Er bezeichnete die jungen Fahrer als „verrückt, wenn sie immer noch nicht kapiert haben, dass das nicht mehr der Radsport des Dopings ist“.

An der Bewusstseinsbildung dieser „Verrückten“ hat mit Teammanager Dmitri Sedoun freilich auch ein offizieller sportlicher Leiter vom großen Astana-Team mitgewirkt. Einen Hinweis auf die Zustände in Kasachstan gab, dass Winokurow den dortigen Verband zu mehr und besseren Kontrollen aufforderte. Das nimmt er nun offenbar selbst in die Hand. Neuer Verbandspräsident wurde Darkan Mangeldjew – ein Vertrauter Winokurows, der mit ihm den 2,8-Millionen-Euro-Transfer von Nibali aus Italien zu Astana eingefädelt hatte. Wenn allerdings die zu Kontrollierenden über die Kontrollen gebieten, kann man schon jetzt die Ergebnisse erahnen.

Vor allem achtet Winokurow darauf, die Differenz zwischen Nachwuchsteam und Profirennstall deutlich zu machen. „Sie haben nur den Namen und das Trikot gemeinsam“, sagte er – und vergaß dabei die personellen Überschneidungen von Sedoun und Dawidenok und erst recht die Tatsache, dass er selbst einfach so das Ende des Nachwuchsrennstalls beschließen konnte.

Alexander Winokurow hat allerdings ein weiteres Eisen im Feuer. Ebenfalls als Continental Team lizensiert ist der Rennstall Vino 4ever – sein eigenes Team, trainiert von seinem einstigen Entdecker Sergei Krutschina.

TOM MUSTROPH