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Archiv-Artikel

Pflegeeltern vor Gericht

VERGIFTUNG Die elfjährige Chantal starb 2012 an Methadon. Waren ihre Pflegeeltern schuld?

Die Pflegeeltern bestreiten, dass sie Methadontabletten in der Wohnung herumliegen ließen

Knapp drei Jahre nach dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal müssen sich die Pflegeeltern seit Montag vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 54-jährigen Mann und der vier Jahre jüngeren Frau fahrlässige Tötung und Verletzung der Fürsorge und Erziehungspflicht vor.

Der Anklage zufolge hatte Chantal am 15. Januar 2012 eine Methadontablette eingenommen. Sie habe geglaubt, es handele sich um ein Medikament gegen Übelkeit. Einen Tag später war sie tot.

Der Pflegevater habe nichts unternommen, obwohl Chantal nicht zur Schule gehen wollte. Vielmehr habe er am Vormittag die Wohnung verlassen, obwohl er gewusst habe, dass seine Lebensgefährtin erst am Nachmittag nach Hause kommen würde, sagte Staatsanwalt Florian Kirstein. Das Mädchen hätte wahrscheinlich gerettet werden können, wenn rechtzeitig Hilfe geholt worden wäre.

In Erklärungen, die ihre Anwälte vorlasen, bedauerten die Angeklagten den Tod des Mädchens. Man habe die Situation falsch eingeschätzt, die Gefahr nicht erkannt. Die Methadon-Tabletten seien in der Garage versteckt gewesen, beteuerten die Angeklagten.

Das Mädchen stand damals unter der Aufsicht des Jugendamts. Die Anwälte betonten am Rande der Verhandlung, das Jugendamt habe gewusst, dass die Pflegeeltern in einem Ersatzprogramm für Drogenabhängige gewesen seien.  (dpa)