: Tierische Zugkraft
betr.: „Kampf zwischen Tank und Tellern“
Inzwischen ist allgemein bekannt, dass die Energiebilanz moderner Landwirtschaft seit langem negativ ist, d. h. die erzeugten Produkte weisen in der Summe weniger Energie auf als im gesamten Produktionsprozess verbraucht wurde. Bei ehrlicher Berechnung beginnt dieser Prozess mit der Erzgewinnung für den Traktor und endet mit dem Transport zum Schlachthof oder zur Genossenschaft. Gewinnung von Bioethanol z. B. aus Mais ist aus energetischer und ökologischer Sicht ein Minusgeschäft. Großflächiger Maisanbau ist einfach ein ökologisches Desaster. Insofern ist auch Frau Höhn zu widersprechen, dass bei der Gewinnung von Bioethanol der Zielkonflikt zwischen Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Naturschutz lösbar sei. Aus vielerlei Gründen sind nur der Energiegewinnung dienende Flächen mehr oder weniger ökologische Wüsten. Sinnvoll, dabei eine positive Bilanz aufweisend, ist die Energiegewinnung aus per se anfallenden Stoffen. Hierbei gewonnenes Biogas und Wärme sind umweltfreundliche, vielfältig nutzbare Energien.
Auffallend ist bei den Diskussionen um erneuerbare Energien und Klimaschutz, dass eine Energieressource kaum einmal erwähnt wird: tierische Zugkraft. Laut Angaben der FAO sind weltweit rund 500 Millionen Arbeitstiere im Einsatz. Die Bewirtschaftung etwa der Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen und statistisch kaum fassbare Transportleistungen werden von Zug-, Pack- und Reittieren erbracht. Und deren einzige Energiequelle ist umgewandeltes Sonnenlicht, nämlich Pflanzen, die größten Teils zum menschlichen Verzehr ungeeignet sind. Arbeitstiere gleich welcher Art sind im Grunde effektiver und nützlicher als jede von Verbrennungsmotoren angetriebene Maschine: Sie wandeln mit recht hoher Effizienz relativ energiearme Pflanzenmasse in Arbeitsleistung, reproduzieren sich selbst, erzeugen nur relativ sehr geringe Mengen an Schadgasen und benötigen keine teuren Fremdenergien. Es ist letztlich unverständlich und unverantwortlich, dass tierischer Arbeitskraft sowohl in der Politik als auch im Umweltschutz so wenig Bedeutung beigemessen wird.Zugegeben: Tierische Arbeitskraft ist wenig geeignet, individuelle Profitmaximierung zu sichern. R. SCHARNHÖLZ,
Vors. Interessengemeinschaft Zugpferde e. V.